Gestern Abend zog eine schwarze Wolkenwand am Himmel auf. Die Luft kühlt sich ab, der Wind frischte auf und endlich begann es zu regnen. Kräftiger Regen. Ergiebiger Regen nach heißen, trockenen Wochen. Regen die ganze Nacht hindurch. Der Fahrradfahrer, den ich im Auto überholte, wäre lieber noch trocken nach Hause gekommen. Aber viele Menschen teilten die Sehnsucht nach Abkühlung. Hobbygärtner begrüßten das Nass für ihre durstigen Pflanzen.
Gott dreht den Wasserhahn zu oder auf. Die Menschen in biblischer Zeit waren sich da sicher. Aber welcher Gott? Wenn sie sich mit dem falschen Gott gut stellten, konnte das fatale Folgen haben. Die einen meinten, dass schon immer der Gott Baal in ihrem Land für Regen und gutes Wachstum zuständig sei. Andere waren überzeugt, dass der Schöpfer des Himmels und der Erde überhaupt der einzige Gott ist. Deshalb entscheidet er über Regen oder Trockenheit.
Die Bibel lässt uns dem Propheten Jeremia bei seinem Gebet zuhören: Wir wissen es, HERR, und geben es zu: Wir sind vor dir schuldig geworden, wir und unsere Väter. Aber jetzt geht es um die Ehre deines Namens, es geht um den Thron deiner göttlichen Herrlichkeit, der in dieser Stadt steht! Denk an den Bund, den du mit uns geschlossen hast, kündige ihn nicht auf! Unter den Göttern der anderen Völker gibt es keinen, der es regnen lassen kann; und auch der Himmel macht nicht den Regen! Du, HERR, unser Gott, hast alles geschaffen, du allein bist unsere Hoffnung!*
Wir, heute, stehen kaum vor der Frage, an welchen Gott wir unsere Bitten richten sollen: unseren Wunsch nach Regen oder ungetrübten Sonnenschein, um Gesundheit und Lebenskraft, um eine gute Entscheidung oder um ein wohltuendes Miteinander. Trotzdem sind wir verunsichert, was wir vom Wetter, oder vom Leben überhaupt, erwarten können. Kann Gott sich um unser Anliegen kümmern? Will er es überhaupt? Oder regelt sich die Welt vielmehr nach den Gesetzen des Chaos?
Jeremia zeigt in seinem Gebet eine dreifache Grundhaltung. Zuerst ist er demütig gegenüber Gott und dem Leben. Wir haben nicht alles im Griff. Wir kommen nicht selber klar und bräuchten höchstens noch ein kleines bisschen Unterstützung von Gott oder eine Prise Glück.
Zweitens. Das Leben lässt sich nicht durch unser Opfer zwingen oder durch unsere geniale Idee zum Guten wenden. Mit dem Schöpfer der Welt eine Beziehung eingehen, persönlich und dauerhaft, das macht den Unterschied.
So gelingt unser Leben. (Nummer drei.) Nicht immer erfüllt Gott unsere Wünsche. Aber durch die Verbundenheit mit unserem Schöpfer wächst in uns eine zuversichtliche Grundhaltung: Hoffnung.
Text: Simon Krautschick
Foto: Benjamin Cherniak
*Jeremia 14,20-22 Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart