Am Mittwochnachmittag, dem 2. März 2022, trafen 25 Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ein Säugling sowie ein Hund mit PKW und Kleinbussen auf dem Sonnenhof in Dresden ein. Sie werden hier eine Nacht schlafen, um am Donnerstag weiter nach Bern zu reisen. Es sind Bewohner, Mitarbeiter und Ehemalige eines Kinderheims, die vor Raketenangriffen auf den Kiewer Flughafen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft fliehen mussten. Auf den 500 Kilometern von Kiew bis zur polnischen Grenze waren sie 48 Stunden unterwegs. Nach zwei Übernachtungen in Polen waren sie jetzt auf dem Weg in ihr dauerhaftes Quartier in der Schweiz.
Die Kosten für die Unterbringungen hat die Berlin-Mitteldeutsche Vereinigung übernommen. Was aber weder das Hauselternpaar des Sonnenhofs, noch die Vereinigung abdecken können, sind die erforderlichen Arbeiten. Deshalb danken wir ganz herzlich den 10 Geschwistern aus den Dresdner Adventgemeinden, die sehr kurzfristig bereit waren, die Betten auf dem Sonnenhof zu beziehen, Abendessen zu kochen, Frühstück zu bereiten und nach der Abreise die Zimmer wieder zu reinigen.
Das Kinderheim wurde von dem kleinen Schweizer Verein „Kiev Kids“ (s. kievkids.ch) 2002 gegründet um Straßenkindern und anderen vernachlässigten und traumatisierten Kindern wieder ein Zuhause zu geben. Der Initiator und Leiter Marek Wnuk-Jeannerat wurde in Polen geboren und lebt in der Schweiz. Er ist bekennender Christ.
Marek Wnuk-Jeannerat berichtete auf dem Sonnenhof, dass er in den nächsten Wochen weiter zwischen der polnisch-ukrainischen Grenze und Bern pendeln wird, um Menschen aus dem Kriegsgebiet ihr Überleben in Sicherheit zu ermöglichen. Besonders liegen ihm die Menschen am Herzen, die in den letzten 20 Jahren in seinem Kinderheim herangewachsen sind und jetzt selbständig, in der Ukraine verstreut, leben.
Wnuk-Jeannerat geht davon aus, dass neben der im großen Stil organisierten Hilfe für Geflüchtete auch das persönliche Engagement Einzelner unverzichtbar ist. Es kann besonders dazu beitragen, dass sich Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, wertgeschätzt und aufgenommen fühlen. Insbesondere für Mütter mit kleinen Kindern verschärfen Unterkünfte in Massenquartieren und lange Wartezeiten die seelischen Belastungen der Flucht weiter.
Text: Simon Krautschick, Foto: Carsten Köhler