WIR-Newsletter 26.06.2020
Es gibt Situationen, da ist auf einen Schlag alles anders. Gerade noch schien die Welt in Ordnung und jetzt? Man schüttelt den Kopf und erreicht doch nicht das Gefühl wach zu sein. Gerade noch hatte Petrus diese grandiose Sache ausgesprochen. Er hatte sich ein Herz gefasst. Sie, die Zwölf waren fest davon überzeugt. Sie hielten das Banner hoch. Sie glaubten an ihn. Ihr Lehrer, Jesus aus Nazareth, er ist der Messias. Die jahrhundertealte Sehnsucht ihres Volkes hat sich erfüllt. Jetzt wendet sich das Blatt für ihr Volk, ja für die ganze Welt. Das neue Zeitalter bricht an. Es auszusprechen war der erste Schritt. Nicht mehr nur im Herzen ein banges Hoffen. Nein, ein Bekenntnis, ein Ausrufezeichen, ein Startschuss. Die verschworene Zelle um Jesus, sie sind der Stein, der die Lawine ins Rollen bringt. Und Jesus wird ganz oben stehen. Aber heute ist Jesus wie ausgewechselt (Mar 8,31-9,1). Hat er den Glauben an ihren Sieg verloren? Wenn er sich depressiv zurückziehen würde, das könnte Petrus ertragen. Mit ihrer Entschlossenheit würden sie Jesus wieder Mut machen. Aber Jesus kann seinen Mund nicht halten. So wie er ihnen schon oft die Heilige Schrift erklärt hat, so will er ihnen jetzt begreiflich machen, dass seine Mission die entscheidende Hürde nicht überwinden würde. Die Führer ihres eigenen Volkes würden ihn nicht als König anerkennen, sondern ihn umbringen. Das sei nicht nur eine Bedrohung, gegen die sie sich wappnen müssten, sondern es ist der weise Plan des Höchsten, den er über ihnen beschlossen hätte.
Petrus konnte sich nicht erklären, was Jesus derart verändert hatte. Aber eines wusste er. Jetzt braucht Jesus seine Hilfe. Bei allem gebotenen Respekt vor seinem Lehrer, jetzt musste er sich wie ein Freund verhalten. Petrus legte seinen Arm um Jesus und zog ihn ein Stück von den anderen Jüngern fort. Ein ernstes Wort mit seinem Lehrer zu reden war peinlich genug. Es sollte eine Sache zwischen ihnen beiden bleiben. Aber Jesus windet sich aus dem Griff von Petrus heraus und geht einen Schritt auf die anderen Jünger zu. Ohne Petrus anzuschauen befiehlt er barsch: Ab nach hinten Petrus! Dort ist dein Platz!
Petrus fühlt sich vor den Kopf gestoßen. Er hört kaum noch, dass Jesus nachsetzt: Du Satan! Du Feind der Sache Gottes. Dein Urteilsvermögen ist eben nur menschlich. Von Gottes Sache verstehst du nichts! Anstatt sich zu beruhigen, ruft Jesus den ganzen Tross zusammen. Ihr seid meine Anhänger? Dann kommt mir immer hinterher. Mein Weg führt an das Kreuz. In Gottes Reich funktioniert alles anders als ihr denkt. Tod ist Leben. Scheitern ist Sieg. Nicht ihr verhelft Gottes Sache zumSieg. Dazu hat allein Gott die Macht. Aber das ist richtig: Gottes Herrschaft beginnt jetzt. Sie ist mehr als eine schöne Zukunftsvision. Etliche von euch werden mit eigenen Augen sehen wie Gott siegt.
Liebe Gemeinde, der Sieg von Gottes Sache ist mehr als eine Sehnsucht, deren Erfüllung wir für die Zukunft erhoffen. Dass das Reich Gottes Wirklichkeit wird, hängt nicht von unserer Stimmung ab, wie euphorisch oder depressiv wir uns fühlen. Am Kreuz hat Gott den Bösen besiegt, auch wenn es nach allem, was wir Menschen kennen, wie eine Niederlage aussah. Die Corona-Schutz-Maßnahmen haben unser Gemeindeleben stark eingeschränkt. Wir fragen uns, welche Auswirkungen das zukünftig auf unsere Gemeinde haben wird. Auch für uns gilt, dass der Sieg des Reiches Gottes nicht aussteht, sondern bereits errungen ist.
Simon Krautschick
WIR-Newsletter 19.06.2020
Irgendwann haben wir eine ganz persönliche Entscheidung getroffen, wofür wir die Aufregung um Corona halten: eine Bedrohung unserer Gesellschaft, die wir ernst nehmen, oder ein groß angelegter Schwindel. Diese Entscheidung fordert Mut, weil wir nie alle Fakten überblicken. Und, je nachdem, auf welchen Standpunkt wir uns stellen, verhalten wir uns in unserem alltäglichen Leben.
„Wofür haltet ihr mich?“ fragte Jesus seine Jünger (Mar 8,27-30 Gute Nachricht). Auch unsere persönliche Stellung zu Jesus erfordert eine couragierte Entscheidung und beeinflusst unser tägliches Verhalten. Bevor Jesus seinen Jüngern
diese Frage stellte, ließ er sie zusammentragen, was andere Menschen von ihm halten. Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden. Elia wurde vom Himmel zurück auf die Erde gesandt. Einer der Propheten, die sie aus der Bibel kannten, ist wieder da.
Die Gegenwart aus dem Vergangenen erklären. Das ist die Möglichkeit, die uns Menschen gegeben ist. Und wir tun gut daran, aus der Geschichte zu lernen. Petrus schaut jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Er sucht die
Antwort in der Zukunft: „Du bist Christus, der versprochene Retter.“ Wer in das erste Kapitel des Markus-Evangeliums zurückblättert, findet dort sehr vorsichtig angedeutet, wie gravierend anders die Zukunft aussehen wird, die mit Jesus Christus anbricht. Der Täufer hat seinen Elia-Dienst beendet und den Staffelstab an den Mächtigeren weitergereicht. Johannes taufte natürlich mit Wasser; Christus tauft mit dem Heiligen Geist. Während die Propheten das Reich Gottes noch als zukünftige Vision geschaut haben, ruft Jesus aus, dass es jetzt soweit ist: Gott richtet seine Herrschaft auf.
Wofür halten wir Jesus? Welche Bedeutung messen wir ihm bei? Lehrt er uns den Weg zu Gott? Hat er uns vorgelebt, wie das Zusammenleben als Menschen gelingen kann? Ist er ein Vorbild für innere Stärke und Aufrichtigkeit? Ist er der, der sich für uns geopfert hat? Oder ist Jesus für uns viel mehr der König, in dessen Reich wir jetzt schon leben dürfen? Hat er uns aus der Vergangenheit gerettet und in die Zukunft versetz? Hat er uns Sünder in einen Tempel des Heiligen Geistes verwandelt? Die Unterschiede scheinen gering, aber sie bestimmen, ob wir noch in der Vergangenheit leben oder schon mit Christus in seiner Zukunft.
Wer jetzt befürchtet, er könnte den Boden der Realität unter den Füßen verlieren, wird von Jesus sehr schnell auf die Erde zurückgeholt. Die Jünger dürfen niemandem ihre Erkenntnis über den Christus zu verraten. Das schärft Jesus ihnen ein. Er scheint hier regelrecht grob zu werden.
Dieses Ende verstört. Aber es weist darauf hin, dass Gottes Zukunft den Weg über das Kreuz nimmt. Für die Jünger war es noch kaum eine dunkle Vorahnung. Für uns ist es eine Tatsache. In unserer Taufe sind wir diesem
Weg des Todes und der Auferstehung Jesu gefolgt. Jetzt leben wir als Bürger des Reiches Gottes. Mit Christus hat die Zukunft für uns begonnen.
Simon Krautschick
WIR-Newsletter 12.06.2020
Die Augenärztin hat mir versichert: In meinem Alter ist das völlig normal. Trotzdem kann ich mich mit meiner Brille nicht anfreunden und setze sie nicht gern auf. Aber die Orientierung ist mühsam geworden. Ich kann noch so angestrengt
hinschauen, ohne Brille kann ich die Schrift nicht entziffern. Wie würde mein Leben aussehen, wenn es keine Brillen gäbe?
Seit der Erfindung des Buchdrucks vor mehr als 500 Jahren übermittelt und mehrt die Menschheit Wissen durch Schrift. Gäbe es keine Schrift oder könnten wir nicht lesen, befänden wir uns noch auf dem Stand des finsteren Mittelalters. Das betrifft nicht nur die Technik, sondern vor allem unsere Vorstellung von der Welt und vom Leben, unser Verständnis des Menschen und unseren Glauben.
Um diese fundamentalen Frage n geht es, wenn Markus erzählt, wie Jesus einen blinden Mann heilt (Mar 8,22-26). Jesus und seine Jünger steigen in Betsaida aus dem Boot aus. Da führen Menschen einen Mann zu Jesus. Sie
sind überzeugt: Wenn Jesus den Blinden berührt, wird ihn Kraft durchströmen und er ist geheilt.
Jesus jedoch fasst den Mann bei der Hand und führt ihn mit sich aus dem Ort hinaus. Der Mann kämpft mit seiner Verunsicherung. Er wird von Jesus angefasst, aber ihn durchströmt keine Kraft. Er tappt nach wie vor im
Dunkeln und hat keine Ahnung wohin Jesus ihn führt. Warum gehen sie aus dem Ort hinaus, weg von den anderen Menschen?
Endlich bleibt Jesus stehen und wendet sich ihm zu. Der blinde Mann spürt, wie Jesus ihm auf beide Augen spuckt und dann seine Hand darauflegt. Jetzt wird er gefragt, ob er etwas erkennen kann. Merkwürdig, der Mann hatte
sich die Heilung durch Jesus anders vorstellt: ein überwältigendes Ereignis das den ganzen Ort mitreißt. Ein erhabener Augenblick in seinem Leben, blitzartig würde er von Licht und Farben durchflutet werden. Und jetzt so
eine banale Frage. Was ist Jesus für ein Gottesmann? Es scheint ihm nicht wichtig zu sein, dass viele Menschen von ihm begeistert sind. Und ihn gesund zu machen, kostet Jesus offensichtlich mehr als nur ein Fingerschnippen.
Der Mann blinzelt. Wirklich, er kann halbwegs erkennen. Schemenhaft bewegt sich etwas in der Ferne. Er strengt seine Augen an. Muss er erst wieder lernen zu sehen? Noch einmal werden seine Augen von der Hand Jesu
bedeckt. Er konzentriert sich, und, jetzt kann er sehen: klar und scharf. Da bekommt er von Jesus die Anweisung:
„Geh nicht erst nach Betsaida zurück. Es ist nicht der Zeitpunkt, deine Heilung mit den anderen zu feiern.“ Der Mann geht verwundert nach Hause. Die Jünger haben aus einiger Entfernung alles mit angesehen. Ihnen geht
nicht aus dem Kopf, was Jesus kurz zuvor im Boot zu ihnen gesagt hatte: „Ihr habt doch Augen, warum seht ihr nicht?“ (Mar 8,18). Er beklagte, dass sie sich nicht an das erinnern, was Gott für sie getan hat, nicht darüber
nachdenken und deshalb keinen Durchblick haben, so wie ein blinder Mensch. Sie würden sich nicht auf Gott verlassen, sondern sich selber für alles verantwortlich fühlen und deshalb von Sorgen zerfressen werden.
Jetzt erkannten sie: Die Lösung ist nicht, dass sie sich mehr anstrengen Gott zu vertrauen. Sie brauchen Hilfe, und die kann ihnen nur einer geben: Jesus.
Er ist doch Tag für Tag mit ihnen unterwegs, im Boot und über Land. Er gibt sich dabei alle Mühe ihnen die Augen zu öffnen, dass sie Gottes Wirken in ihrem Leben wahrnehmen und sich Gott anvertrauen.
Simon Krautschick
Wochengedanken 07.06.2020
Ich sitze an meinem Schreibtisch und schaue auf die Tür zum ehemaligen Zimmer meiner Tochter. Sie hat diese Tür mit vielen Karten beklebt, und zu jeder Karte gibt es eine Geschichte.
Auf einer Karte steht: „Heute schon jemand entradikalisiert?“ – Es wäre schön, wenn das so leicht ginge.
Jeder von uns macht die Erfahrung, dass es in seinem Umfeld Menschen mit einer Eigenschaft, einem Charakterzug, einer Auffassung oder einer Meinung gibt, die provozieren. Wie er oder sie sich verhält – so kann man doch nicht sein?
Das ist verletzend, das ist unmöglich, das ist einfach nicht auszuhalten. Inzwischen ist es so schlimm, dass allein die Körpersprache oder nur, wenn kurz der Mund aufgeht, die Alarmglocken angehen und die Galle zu brodeln beginnt.
Es ist kaum möglich, richtig zuzuhören, was gesagt wird – es reicht der Tonfall. Jeder Satz, jedes Wort bestätigt die eigene Einschätzung – jegliche Auseinandersetzung scheint sinnlos.
Allein wenn diese Person zur Tür reinkommt, könnte man den Raum verlassen – oder die Gemeinde oder die Familie oder den Arbeitsplatz.
„Heute schon jemand entradikalisiert?“ – Wo ist der Zauberstab, wo ist das Mittel der Veränderung?
Und gerade jetzt fällt mir einer der schwersten Texte aus den Evangelien ein. Er kommt bei Matthäus, Markus und Lukas vor (Lukas 9,24):
„Wenn jemand mein Jünger sein will, dann muss er sich selbst verleugnen, er muss täglich sein Kreuz aufnehmen und mir folgen.“
Was mutet uns Jesus hier zu? Ich brauche eine Pause.
Und ich lese weiter (Lukas 9,25):
„Denn was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert oder unheilbaren Schaden nimmt?“
In dem einen Vers soll ich mich verleugnen und im nächsten Vers soll ich mich nicht selbst verlieren. Was denn nun?
In diesem Text geht es um die Beziehung zu Jesus, um die Nachfolge. Will Jesus nur hörige Schafe um sich? Nein, das passt nicht zu den anderen Worten Jesu.
Ich weiß aus eigenem Erleben, dass ich oft mit meiner Einschätzung einer Situation, eines Sachverhaltes oder einer Person nicht richtig liege. Ich sehe, lese oder höre immer nur einen kleinen Ausschnitt.
Selbst bei meiner Ehefrau verstehe ich nach 27 Jahren nicht immer alles. Mein Erfahrungshorizont ist begrenzt. Trotz zunehmender Lebenserfahrung werden Erinnerungen verfälscht und manchmal die Vergangenheit glorifiziert.
Und doch sind wir uns unserer Meinung oft so sicher. Wir machen uns zum Maßstab und meinen, die richtigen Schlussfolgerungen gezogen zu haben.
Nachfolge Jesu bedeutet, seinen Platz zu erkennen. Der Schöpfer des Universums, der Zeitlose, der Ewige, der alles überblickt und versteht – er will mit uns in Beziehung treten. Er will mit uns in Gemeinschaft leben.
Wenn ich nicht verstehe, dass ich mich zurücknehmen und ihm die Führung überlassen und von ihm alles erwarten kann, dann bin ich nicht sein Jünger. Jesus erwartet von mir, dass ich mich nicht mehr als den Mittelpunkt begreife. Dies steckt so tief in mir drin. Als Baby konnte ich mir nicht vorstellen, dass es nicht so ist. Ich bin so geboren und meine ersten Lebenserfahrungen untermauerten, dass sich alles um mich dreht. Und diesen Platz soll ich jetzt Jesus überlassen? Alle meine Gefühle, meine Urteile, meine Schlussfolgerungen? Das ist schwer. Das gelingt mir kaum. Das ist eine enorme Kraftanstrengung, vor der ich am liebsten davon laufen will. Aber Jesus sagt: „Folge mir“.
Nachfolge Jesu bedeutet nicht, dass ich nach einem Gebet die ideale Ehepartnerin/ Ehepartner oder die supertollen Kinder oder die berauschende Gemeinde oder den großzügigen Chef bekomme.
Aber im Gebet vertraue ich täglich meinem Gott an, was mich bewegt, was mich fröhlich und was mich traurig macht, was mich hilflos und ohnmächtig sein lässt.
Als Nachfolger Jesu sehe ich die Nächsten um mich, die mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen. Ich erzähle Jesus von ihnen und bitte ihn, einzugreifen, aufzurichten, ein Wunder zu tun und überlasse ihm, zu handeln.
Ich höre darauf, was er mir durch Menschen, Träume oder Gedanken sagen will. In der Gewissheit dieser Geborgenheit werde ich bewahrt, mich zu verlieren, haltlos zu sein, Schaden zu nehmen und anderen Schaden zuzufügen.
Dieses Vertrauen in Gott für alle Lebenslagen lässt uns Wunder erleben. Gott wählt dafür die Zeit, die er für richtig erachtet.
Diese Übergabe an Gott in den täglichen Herausforderungen, in den Begegnungen auch mit mir unangenehmen Menschen „entradikalisiert“ mich. Sie bewahrt vor vorschnellen Entscheidungen und übereilten Schritten. Aber sie kostet Kraft, die ich mir von Gott wünschen und schenken lassen darf.
Die Evangelisten Matthäus und Lukas berichten anschließend an diese Aussage von dem wohl überzeugendsten Erlebnis von Petrus, Jakobus und Johannes, die auf dem Berg Tabor die Verklärung Jesu sahen. Vor ihren Augen und Ohren wurde Jesus in seiner Herrlichkeit offenbart.
Wenn wir Jesus nachfolgen, werden wir in unserem Leben spüren, wie er eingreift, wie mächtig und groß er ist. Er wird sich dir offenbaren.
Ich wünsche dir diesen festen Glauben und das Erlebnis seiner Gegenwart in deinem Leben – ganz persönlich.
Gerald
WIR-Newsletter 05.06.2020
Hast du das schon einmal erlebt? Du deckst den Abendbrottisch und dir wird klar: „Ich habe vergessen, Brot einzukaufen!“. Womöglich schießt dir als erstes durch den Kopf: „Was für ein unzuverlässiger Familienvater bin ich,
oder eine nachlässige Hausfrau!“. Vielleicht bist du aber auch realistisch und tröstet dich: „Irren ist menschlich.“ Dann überlegst du, ob du Knäckebrot als eiserne Reserve hast oder wo du um diese Zeit noch Brot kaufen kannst.
Genauso ist es den Jüngern von Jesus ergangen (Mar 8,14 -21). Sie sind im Boot unterwegs und Jesus nutzt die Zeit für eine Unterrichtsstunde: „Lasst euch nicht vom Sauerteig der Pharisäer anstecken!“ Das ist das Stichwort! Einem der
Jünger fällt schlagartig ein: „Wir sollten doch Brot besorgen! Das haben wir vergessen und jetzt haben wir nur noch ein kümmerliches Brötchen dabei. Was sind wir doch für Versager!“ Aufgeregt tuscheln die Jünger miteinander.
Jesus merkt, dass ihm keiner m ehr zuhört und er versteht, was sie flüstern.
„Genau davon habe ich gerade gesprochen. Ihr seid wirklich schon von den Pharisäern angesteckt. Natürlich wäre es schön, wenn wir jetzt reichlich frisches Brot in unserem Boot hätten. Aber es gibt doch Wichtigeres! Ihr müsst euch nicht schlecht fühlen und gegenseitig beschuldigen. Wer hat sich denn um das Brot gekümmert, als es wirklich wichtig war?“ Die Jünger schauen sich unsicher an. Jesus redet weiter: „Habt ihr Vorgestern schon vergessen? Viertausend Leute waren drei Tage lang in unserem Missionscamp. Wer hat sich am Ende um Brot für alle gekümmert?“ „Die sieben Brote, die wir noch übrig hatten, reichten nicht einmal für uns selber“, sagen die Jünger kleinlaut, „aber du hast dafür gesorgt, dass dieser Rest Brot für alle Zuhörer gereicht hat.“ „Ich?“, erwidert Jesus, „Ich habe nichts weiter getan, als Gott gedankt, dass wir noch diesen Rest hatten. Für uns gesorgt hat kein anderer als er selber, euer Vater im Himmel. Das wollte ich euch ja gerade am Beispiel der Pharisäer erklären. Sie fühlen sich für alles zuständig. Gestern haben sie mir doch erklärt, dass ich nur zu den Menschen predigen darf, wenn Gott durch ein Wunder beweist, dass er damit einverstanden ist. Ich habe mich gefragt, warum für sie das Brotwunder von vorgestern nicht zählt. Haben sie sich mit uns sattgegessen und überhaupt nicht überlegt, wo das viele Brot auf einmal herkommt? Sie zählen nicht eins und eins zusammen. Sie rechnen nicht mit Gott. Sie müssen alles selber regeln und setzen sich unter einen enormen Druck, und alle anderen mit.“
Jesus schaut die Jünger eindringlich an. „Muss ich jetzt auch noch den Rechenunterricht mit euch wiederholen? Was ist mehr, sieben Brote die ihr am Anfang hattet, oder sieben Körbe voll, die ihr hinterher wieder eingesammelt habt? Erklärt mir doch mal allein diesen Zuwachs an Brot?“ Jesus rauft sich mit theatralischer Verzweiflung die Haare. Einer der Jünger beginnt zu glucksen. Schließlich lacht das ganze Boot, auch Jesus. „Ihr seid wirklich Israeliten wie sie im Buche stehen. Schon Mose war mit seinem Latein am Ende: »Der HERR hat euch bis auf diesen heutigen Tag noch nicht ein Herz gegeben, das verständig wäre, Augen, die da sähen, und Ohren, die da hörten.« Warum soll ich es da mit euch leichter haben. Aber für euch besteht noch Hoffnung. Ihr habt nämlich einen entscheidenden Vorteil vor den Pharisäern. Ihr sitzt mit mir im selben Boot. Und gemeinsam trainieren wir das weiter: uns auf den Vater im Himmel verlassen. Er sorgt für uns.“
Simon Krautschick
Wochengedanken 31.05.2020
Liebe Gemeinde,
„Wir brauchen den Heiligen Geist in unserem Leben, der uns zusammenführt.“ – so eine Aussage in der Pfingstpredigt der BMV 2020.
Als Gemeinde sind wir nicht automatisch eine homogene, geschlossene Truppe. Wir sind sehr unterschiedlich, und jeder hat seine eigene Geschichte, die ihn prägt.
Charakterlich und auch von unseren Interessen unterscheiden wir uns sehr voneinander. Sogar in unserem Bibelverständnis sind wir uns nicht immer einig.
Wir haben zwar 28 Glaubenspunkte, aber auch diese sind keine Dogmen, die ihr Gültigkeit bis in die Ewigkeit haben. Als gläubige Christen sind wir immer wieder herausgefordert, anhand der Schrift unsere Überzeugungen und Schlussfolgerungen zu überprüfen. Die Bibel ist ein einzigartiges Buch, welches uns Gott und seinen Plan mit uns Menschen nahe bringen möchte. Wir dürfen entdecken, wie er uns Menschen liebt und in Beziehung mit uns leben möchte. Er wünscht sich unser Glück und unseren Frieden. Und doch gibt es auch widersprüchliche Worte und Abschnitte, die sich nicht einfach auflösen lassen.
Johannes schreibt ganz am Anfang seines Briefes (Joh 1,1) den folgenden Satz: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“
Unsere Welt ist aufgrund des Wortes des lebendigen Gottes entstanden und damit lag die Information vor, die die Lebensvielfalt erklärt und bestimmt.
Am Anfang der Gemeinde (Apostelgeschichte 2) stand der Geist Gottes. Seine Gegenwart schafft es, dass Menschen mit unterschiedlichen Sprachen und Geschichten einander hören und verstehen können.
Der Geist Gottes überwindet Distanz und Abstand. Wer das erlebt, ist entweder geflasht/ überwältigt oder macht sich darüber lustig und denkt eher, dass es eine „Zusammenkunft von Betrunkenen“ ist.
Jesus sagt deutlich (Joh 15,5): „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Ich wünsche uns von Herzen diese enge Verbindung zu Jesus, die er uns durch die Gegenwart seines Heiligen Geistes schenkt.
Nur dadurch können wir einander in die Augen schauen, vertrauen, unsere Herzen öffnen, miteinander wachsen, uns trauen, ungewohnte Fragen zu stellen. Wir veröffentlichen vielleicht eine „Streitschrift“ oder stellen eine steile These auf.
Wir greifen aber nicht an und wollen verletzen, sondern wir geben voller Begeisterung Anteil an unseren Erkenntnissen. Wir sind uns bewusst, dass wir auf dem Weg sind und können deswegen auch in Demut die Meinung des anderen stehen lassen. Wir schätzen einander und geben uns liebevolle Impulse. Wir sprechen dem Anderen nicht ab, dass er seine persönlichen Erfahrungen mit Gott macht, geschweige denn, dass er erlöst ist.
Diese Atmosphäre ist möglich, weil uns der Heilige Geist zusammenführt und uns Luft zum Atmen schenkt. In dieser Atmosphäre bringen wir unsere offenen Fragen vor ihn, wir treten im Gebet für uns und den anderen ein und bitten Gott um sein Wirken an uns. In dieser Atmosphäre ist Vergebung keine schnelle, einfache Lösung, sondern der Schlüssel zu einem echten Neuanfang.
Nehmen wir den Bibeltext in Lukas 11,13 in Anspruch, in dem es heißt: „So schlecht wie ihr seid, wisst ihr doch, was gute Gaben für eure Kinder sind, und gebt sie ihnen auch. Wie viel eher wird dann der Vater aus dem Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!“
Bitten wir um den Heiligen Geist für unsere Herzen, für unsere Gemeinde und für unser Land!
Lassen wir Pfingsten nachhaltig in uns wirken.
Euer Gerald
WIR-Newsletter 29.05.2020
Familien und Berufstätige freuen sich auf ein erholsames verlängertes Wochenende. Manche denken auch daran, dass es das Geburtstagsfest der christlichen Gemeinde ist: Pfingsten. Die Apostelgeschichte erzählt in eindrucksvollen Bildern, wie durch Gottes Geist ein lebendiges Wesen geboren wird.
Jesus war in den Himmel zurückgekehrt. Seine Jünger lebten zusammen und warteten darauf, was Gott tun würde.
Auch Frauen gehörten zu ihnen. Dann kam Pfingsten, einer der jährlichen Festgottesdienste in Jerusalem, das Dank-Fest zum Abschluss der Weizenernte.
Da erlebte die Schar von Jesus-Nachfolgern Gottes kraftvolles Eingreifen. Ihr Haus wurde von einem Klang erfüllt, der ihnen signalisierte: Gott ergreift jetzt die Initiative.
Wie der gewaltige Atem Gottes brauste es ihnen um die Ohren. Die Menschen verstanden die Botschaft. In der Welt der Bibel gehören Atem (Lutherdeutsch: Odem), Wind und Geist zusammen. Sie werden mit ein und demselben Wort ausgedrückt.
Bei der Erschaffung der Welt hatte Gott dem Menschen Leben eingehaucht: Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. (1Mo 2,7) Auch seinem Volk hatte Gott neues Leben versprochen: Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt. (Hes 37,14)
Die Jesus-Nachfolger verstanden deshalb zu Pfingsten, dass Gott jetzt sein Versprechen wahrmacht: Gott ruft ein neues Israel ins Leben. Das, was wie Sturmbrausen klang, war der Atem Gottes, der neues Leben einhaucht.
Dann sahen sie Feuer, das sich in der Luft zerteilte. Auf jeder Frau und jedem Mann von ihnen ließ sich eine Feuerzunge nieder. Auch das Feuer ist ein Zeichen, dass Gott machtvoll aktiv ist. Hesekiel sah das Eintreffen Gottes in einer Vision so: Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige Wolke und loderndes Feuer. (Hes 1,4) Die Feuerzungen des Geistes bewirken, dass die Zungen der Jünger aktiviert werden und von ihrem Glauben an Jesus reden.
Wie bei der Geburt eines Menschen geschah dieser wundersame Beginn des Lebens im Verborgenen. Das Brausen des Geistes und die Feuerflammen erleben nur die Jüngerinnen und Jünger im Haus. Aber als Ergebnis drängen die begeisterten Jesus-Nachfolger nach draußen.
Sie mischen sich unter die große Festversammlung, unter Juden, die aus aller Welt nach Jerusalem gekommen sind. Dort verkündigen sie: Jesus lebt. Er ist der Herr.
Die Botschaft von Pfingsten ist, dass in einer christlichen Gemeinde mehr geschieht als das, was wir Menschen beraten und entscheiden. Der Geist Gottes ist der Lebensatem unserer Gemeinde. Er bestimmt den Rhythmus von Ausatmen und Einatmen. Jesus erklärte es Nikodemus so: Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist. (Joh 3,8)
Es mag uns verunsichern, dass wir das Ruder unserer Gemeinde nicht fest in der Hand halten, sondern von dem unsichtbaren Geist Gottes bestimmt werden. Aber in Wirklichkeit ist es doch Gottes Stärke, die unsere Schwäche ausgleicht. Wir dürfen ihn bitten, das Gleiche bei uns zu bewirken, was er in der Geburtsstunde der Gemeinde getan hat: Bitte, Heiliger Geist, gib uns Mut und gute Worte, Menschen von unserem Erlöser Jesus Christus zu erzählen.
Simon Krautschick
Wochengedanken 24.05.2020
Liebe Gemeinde,
mit diesen beiden Worten begrüße ich euch in den Wochengedanken nun schon das 10. Mal, und gerade heute haben diese beiden Worte eine besondere Bedeutung.
Gemeinde – in den Wörterbüchern kann man u.a. dazu lesen: „Gesamtheit der Teilnehmer an einem Gottesdienst“.
Das soll also Gemeinde sein, die ich anspreche? Und da wir gerade keinen normalen Gottesdienst haben, sind wir wahrscheinlich auch keine normale Gemeinde.
Als ich mich frisch für den christlichen Glauben entschieden hatte, tat ich mich schwer, mich der Gemeinde/Kirche vor Ort anzuschließen.
Ich bin Pastorensohn und habe aus diesem Grund viel mitbekommen, was so alles in der Kirche passierte. Die vielen Streitereien und Anfeindungen, die ich mithörte, machten mir den Laden nicht angenehm.
Es gab nichts, was es nicht gab. Und manche Grabenkämpfe waren schon damals in meinen jungen Ohren so sinnlos! Dazu kam noch eine oft beobachtete Inflexibilität und das Beharren auf den bekannten und jahrzehntelang erprobten Abläufen, Predigt- und Musikstilen.
Wozu sich also einer solchen Truppe freiwillig anschließen, wo doch der Glaube ein Deal zwischen mir und Gott ist?
Pfingsten wird als die Geburtsstunde der Kirche gefeiert. In Apostelgeschichte 2 können wir das Ereignis nachlesen. Der Heilige Geist, den Jesus als seinen Vertreter versprochen hatte, kam auf die Jünger wie ein Feuer. Er bewirkte, dass alle Menschen, die aus den verschiedensten Gegenden und Ländern in Jerusalem zu Besuch waren, die Jünger in ihren eigenen Sprachen verstanden. Und dann erklärte Petrus in einer erstaunlichen Rede den Gesamtzusammenhang der Erlösung durch Jesus Christus, der uns durch seinen Tod am Kreuz von Schuld befreite und damit der Messias war, auf den alle warteten. Dem Aufruf zur Umkehr und der damit verbundenen Bitte um Vergebung folgten an diesem Tag 3000 Menschen und ließen sich taufen.
Die erste Kirche war geboren.
Begeisterung bestimmte diese Zeit. Die Menschen waren so beseelt, dass sie jeden Tag zusammen blieben, miteinander aßen und alle ihre Güter teilten. Sie waren fröhlich, beteten miteinander, lobten Gott und immer mehr kamen dazu. Großzügigkeit in der Unterstützung war ihr Markenzeichen.
Ja, in so eine Gemeinde wäre ich gerne gegangen – keine Differenzen, Einmütigkeit, keine Probleme. Keine Probleme?
Schon bald kam die Gemeinde in Jerusalem in finanzielle Schieflage, so dass andere neu gegründete Gemeinden für sie sammeln mussten. Die Begeisterung des Anfangs war der Nüchternheit der täglichen existentiellen Herausforderungen gewichen.
Wozu ist dann Kirche gut wenn ich am Ende Probleme lösen muss, die ich ohne sie gar nicht hätte?
Kirche hat 3 Aufgaben:
- Gott zu loben und ihm unseren Dank und unsere Ehrerbietung zum Ausdruck zu bringen. (Epheser 1,12; Offenbarung 14,7)
Er ist der Schöpfer dieser Welt. Er ist ihr Erhalter. Er ist der Chef des Ganzen und auf ihn weisen wir hin. - Unseren Glauben zu stärken. (Eph 4,12-13)
Egal wie gläubig wir sein mögen – es kommt der Zeitpunkt, wo auch wir zweifeln oder schwach sind, wo wir Gott nicht begreifen, sein Nichthandeln nicht verstehen. In diesen Zeiten brauchen wir einander, um füreinander zu beten, unseren Kummer zu teilen und uns gegenseitig an seine Versprechen und Zusagen zu erinnern. Um das zu können ist das Lernen des Wortes Gottes, das Beschäftigen mit dem Leben Jesus und seinem Umgang mit den Menschen enorm wichtig. Das geschieht in Predigten, in Kleingruppen, in Glaubenskursen oder Bibelgesprächskreisen, in Liedern, Chorälen, Musik, Theateranspielen, in Videos, Seelsorge und noch vielen anderen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Diese vielen Varianten zu erkennen und zu nutzen ist ständige Aufgabe der Kirche. - Reich Gottes zu bauen. (Matthäus 6,33; 18,3-4; Römer 14,17)
Dies ist eine der wichtigsten und schwersten Aufgaben. Da geht es nämlich nicht um meine Selbstoptimierung als Vorzeigechrist, sondern hier sind wir alle gefragt und aufgefordert uns einzubringen.
Das Reich Gottes besteht im Dienst am Menschen. Im Reich Gottes sind wir aufgerufen, Christus ähnlicher zu werden. Dies schaffen wir aber nicht aus uns selbst heraus, sondern wir erbitten uns von Gott, dass er uns gebrauchen kann. Er wird uns zeigen, wo unser Einsatz für unsere Mitmenschen sinnvoll und nützlich ist.
Im Reich Gottes leben wir von der Vergebung, weil Gott uns vergeben hat. Wir erkennen an, dass wir versagen und verletzen. Aber wir bleiben dabei nicht stehen, sondern bemühen uns um Versöhnung (Matthäus 5,23+24).
Das Reich Gottes ist eine Revolution der Liebe, des Dienens und der Gerechtigkeit. Das Reich Gottes beginnt heute.
Wenn Gemeinde/ Kirche diese 3 Aufgaben im Focus behält wird sie sich nicht auf Nebenschauplätze begeben, die für die uns beobachtenden Menschen ein unverständliches Bild abgeben.
Gemeinde ist ein Trainingsfeld, welches mir Gott einfach zutraut zu betreten. Hier darf ich an Herausforderungen wachsen, für die ich sonst keine Chancen oder Möglichkeiten gehabt hätte. Ich entdecke das Wirken Gottes und die Spuren seines Handelns.
Ich erkenne, dass ich Teil einer großartigen, manchmal sehr verrückten und unmöglichen Familie bin. Diese Familie macht mich manchmal traurig, auch wütend, aber sie macht mich vor allem dankbar, hoffnungsvoll, demütig, froh.
Ich liebe diese Gemeinde und ich weiß, dass Jesus ihr Herr ist.
Ich wünsche jedem, dass er in unserer Gemeinde die Spuren Gottes erkennen, zu ihm eine Beziehung aufbauen und in seinem Frieden und seiner Liebe gedeihen kann.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen gesegnete Pfingsten.
Euer Gerald
WIR-Newsletter 22.05.2020
Wir verdanken sie den Jahrhunderten, in denen die Menschen nicht selbst in ihrer Bibel lesen konnten: christliche
Feiertage. Die wichtigen Ereignisse, die Gott zu unserer Rettung geschehen lassen hat, wurden als Feste im Jahreskreis
abgebildet. Sie erinnern die Christen mit jährlicher Regelmäßigkeit an Gottes Heilstaten. Wiederholung ist nicht nur die
Mutter der Weisheit, sondern auch ein Nährboden für den Glauben. Als die Adventgemeinde im 19. Jahrhundert
entstand, konnte jeder Gläubige in seiner eigenen Bibel lesen und Gottes Wort direkt zu sich sprechen lassen. Deshalb
haben wir keine ursprüngliche Tradition, christliche Feiertage zu begehen. Feiertage können uns aber inspirieren,
unsere Bibel aufzuschlagen und dort zu lesen, was Gott für uns getan hat.
Die Rückkehr unseres Herrn in den Himmel wird in den Evangelien nur kurz erwähnt. Zwischen dem gewichtigen
Geschehen zu Ostern und zu Pfingsten scheint Jesu Abschied von unserer Erde nur einer Randnotiz wert zu sein. Auch der Feiertag „Christi Himmelfahrt“ muss sich mit einem Wochentag begnügen und, wirkt viel weniger zu Gottesdienst und Andacht einladend als die beiden größeren Wochenend-Feste. Und doch weist gerade Christi Himmelfahrt auf eine entscheidende Eigenschaft unseres christlichen Glaubens hin.
Unser Herr ist mehr als ein Religionsgründer, von dem uns weise Gedanken überliefert sind. Er hat mehr getan, als vor 2000 Jahren eine Kirche zu
begründen, die heute bis auf ein Drittel der Menschheit gewachsen ist. Unser Glaube ist nicht nur das, was wir in Gedanken, Predigten, Büchern und
Gesprächen ausdrücken. Gemeinde ist mehr als das, was engagierte Menschen organisieren. Jesus Christus ist viel mehr als sein Andenken, das
wir ehrenvoll pflegen.
Nein, Jesus lebt. Er wird jetzt gerade im Himmel und auf der Erde als Gott angebetet und als Retter gepriesen. Er greift in unser Leben ein und hat
gerade jetzt ein offenes Ohr für unser Anliegen. Mit Zuversicht dürfen wir uns an ihn wenden und können uns seiner Sympathie sicher sein. Er wird uns
genau zum richtigen Zeitpunkt helfen.
Der Hebräerbrief beschreibt das so: Lasst uns also festhalten an der Hoffnung, zu der wir uns bekennen. Wir haben doch
einen überragenden Obersten Priester, der alle Himmel durchschritten hat und sich schon bei Gott, im himmlischen
Heiligtum, befindet: Jesus, den Sohn Gottes. Dieser Oberste Priester ist nicht einer, der kein Mitgefühl für unsere
Schwächen haben könnte. Er wurde ja genau wie wir auf die Probe gestellt – aber er blieb ohne Sünde. Darum wollen wir
mit Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten. Dort werden wir, wenn wir Hilfe brauchen, stets Liebe und
Erbarmen finden. (Heb 4,14-16) Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft
Simon Krautschick
Wochengedanken 17.05.2020
Liebe Gemeinde,
in dieser Woche werden wir von unserer Glaubensschwester Nadja (45 Jahre) und in der kommenden Woche von unserer Glaubensschwester Elisabeth (97 Jahre) Abschied nehmen.
Ein Abschied hinterlässt immer eine Lücke, und manchmal können wir kaum verstehen, warum dies so sein muss.
Am Donnerstag wird wie jedes Jahr wieder Himmelfahrt gefeiert. Kaum einer verbindet mit diesem Tag den Gedanken an Abschied bzw. wenn, dann eher, dass sich einige vom Verstand verabschieden und besinnungslos auf Bänken oder Wiesen liegen bleiben. Mit diesem Feiertag erinnern wir uns daran, dass Jesus wieder in den Himmel zurückkehrte, nachdem er sein Wirken hier auf Erden vollendet hatte.
Er nahm Abschied von seinen besten Freunden, seinen Jüngern. Warum eigentlich? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, er hätte ein Zentrum in der Nähe des See’s Genezareth aufgebaut, und wir könnten heute noch im Bedarfsfall hinfahren/hinfliegen, um ihm unsere Fragen, unsere Sorgen zu sagen und von ihm klare Anweisungen für unser Leben zu erhalten? Gerade jetzt in der Coronazeit wäre es doch super, sich von ihm erklären zu lassen, ob die Maßnahmen sinnvoll oder nicht sinnvoll sind, auf wen wir hören sollten und auf wen nicht. Wäre nicht manche Katastrophe verhindert worden, wenn man ihn vorher hätte fragen können?
Unser gesamtes Leben ist geprägt vom Abschied.
Kaum sind wir geboren, müssen wir ungefragt von der bis dahin bekannten Lebensumgebung Abschied nehmen. Im Bauch der Mutter hörten wir immer ihren Herzschlag, die Geräusche beim Atmen, wir hatten klare Begrenzungen und konnten spüren, wo unsere Welt zu Ende war. Und plötzlich werden wir in totale Grenzenlosigkeit entlassen. Es ist laut, kalt, man streckt Arme und Beine aus und wird nicht gebremst. Schrecklich, überfordernd. Ein Abschied ohne Möglichkeit des Zurückkehrens. Wir kommen in die Kinderkrippe oder Kindergarten oder in die 1.Klasse und müssen einen Teil des Tages weit weg vom geschützten Umfeld des familiären Zuhause verbringen. Wir werden konfrontiert mit Blicken, Sprüchen, Anforderungen – ein Abschied von Sicherheiten. Die Kinder werden (irgendwann) groß und verlassen das heimische Nest, und auch das bedeutet wieder einen Abschied für die Kinder und für die Eltern. Die Liste der Abschiede im Laufe des Lebens lässt sich beliebig fortsetzen: die erste Liebe, mein geliebter Beruf, mein mir schwer erarbeiteter Lebensstil, meine Ehe, meine Träume, …
Dieses Leben ist bestimmt vom Abschied, und dann verlässt uns sogar Gott. Und das feiern wir auch noch! Kein Wunder, dass man da lieber saufen will, um sich diesem Gedanken zu entziehen. Gar nicht so viel drüber nachdenken.
Johannes übermittelt uns in seinem Brief in der Bibel die Worte Jesu:
„Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Jesus geht wieder von der Erde, um uns in unserer Freiheit nicht einzuschränken. Ein präsenter Jesus würde uns in unserer eigenen Entscheidungsfähigkeit beschneiden. Wir würden darum kämpfen, ihn um Rat zu fragen, und eine Menge Leute hätte nicht annähernd die Chance, ihn zu erreichen.
Das Ziel Gottes ist, uns zu erinnern und uns dadurch die Möglichkeit zu geben, uns immer wieder frei und selbstständig zu entscheiden. Wozu? Die Liebe Gottes anzunehmen, und in Worten und Taten zum Ausdruck zu bringen.
Wir Menschen bringen keine Kinder zur Welt, um sie mit Abschied zu konfrontieren. In jeder Minute versuchen wir sie, in ihrem Wachstumsprozess zu begleiten, sie herauszufordern, sie zu ermutigen, selbstständig zu werden und zu bleiben. Und die alten Eltern unter uns stimmen mir sicherlich zu: Das hört ein Leben lang nicht auf. Genauso und noch viel mehr will Gott uns begleiten. Der Heilige Geist (die Stimme Gottes in unseren Herzen) ist immer gegenwärtig. Er erinnert uns in der Natur an die Großartigkeit und Genialität des Schöpfers. Er erinnert uns an die Liebe, die Grenzen überwinden kann. Er erinnert uns an die Möglichkeit, uns zu vergeben, und er erinnert uns daran, dass unser Versagen, unsere Schuld nie größer ist als er. Wir haben immer wieder die Möglichkeit, neu anzufangen. Mit seiner Hilfe können wir immer wieder aufstehen, wenn wir gefallen sind. Und wenn wir liegenbleiben, so ist er auch da und weint mit uns.
Er lässt uns nie allein. Er möchte unser Tröster sein. Matthäus schrieb uns die letzten Worte Jesu in Kapitel 28,20: „Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist!“
Und kaum war Jesus verschwunden, so wird uns in der Apostelgeschichte berichtet, kamen 2 Engel und sagten: „Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“
Das ist der Grund zum Feiern am Donnerstag: Er wird wiederkommen. Wir werden ihn wiedersehen. Die Welt des Abschiedes wird eines Tages vorbei sein. Von diesem Tag heißt es in Offenbarung 21,4:
„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Wenn wir in dieser und der nächsten Woche Abschied nehmen werden, dann werden wir den Schmerz spüren. Wir gehen aber mit der Hoffnung im Herzen, dass wir nicht Lebewohl sagen müssen, sondern „Auf Wiedersehen“!
Jesus ist vorangegangen. Er wird wiederkommen. Lukas berichtet: „Danach kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück.“
Diese Freude ist keine gespielte Freude. Sie kommt aus der Gewissheit, dass wir Gott vertrauen können. Er hält sein Versprechen. Wir werden uns wiedersehen, ganz gewiss.
Gott segne dich in dieser Vorfreude.
Euer Gerald
WIR-Newsletter 15.05.2020
Corrie ten Boom ist eine Holocaustüberlebende aus Holland. Sie hat mit ihrer
Familie während des zweiten Weltkriegs Juden versteckt und vor der
Ermordung bewahrt. Ihr Vater und Ihre Schwester haben das
Konzentrationslager nicht überlebt. Mit ihrem Glauben an Jesus Christus hat
sie vielen Mitgefangenen Mut gemacht. Nach dieser schlimmen Zeit hat sie
die Menschen aufgerufen sich zu versöhnen und sich Jesus Christus
anzuvertrauen.
In ihren Predigten erklärte sie den Glauben gern anschaulich: „Gewährt Gott
uns immer, worum wir im Gebet bitten? Nicht immer.
Manchmal sagt er: ‚Nein‘. Das i st, weil Gott weiß, was wir nicht wissen.“
Dann präsentierte Corrie ten Boom eine Stickerei. Genaugenommen war es
nur ein Wirrwarr verschiedener Fäden. Wir verstehen nicht, warum manche
Dinge in unserem Leben geschehen. Manchmal scheint das Chaos zu
herrschen und alles wird anders als wir es geplant haben und es uns
wünschen. Wir fragen uns, warum Gott unsere Gebete nicht erhört und
unser Leben nicht zum Guten ordnen.
Jetzt drehte Corrie ten Boom ihre Stickerei herum und den Zuschauern
wurde klar, dass sie die ganze Zeit die wirre Rückseite betrachtet hatten. Auf
der Vorderseite war eine kunstvoll gestickte Krone zu sehen. „Wir sehen jetzt
noch die Rückseite,“ schloss Corrie ten Boom, „Gott sieht schon die richtige
Seite. Eines Tages werden auch wir die Stickerei von seiner Seite sehen, und
ihm für jedes beantwortete und unbeantwortete Gebet danken.“
Selig ist, wer Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die
Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb
haben. Jak 1,12 Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Gott zu vertrauen, uns auf ihn zu verlassen und Gutes von ihm zu erwarten,
das ist etwas, das wir unser Leben lang lernen. Und Gott übt mit uns.
Manchmal bringt er uns in Situationen, in denen wir unsere ganze innere
Kraft benötigen um daran festzuhalten: „Gott hat alles unter Kontrolle.“ Ein
anderes Mal erleben wir, wie er Dinge zum Guten wendet. Beides lässt im
Ergebnis unsere Zuversicht und unser Vertrauen auf Gott wachsen.
Simon Krautschick
Wochengedanken 10.05.2020
Liebe Gemeinde,
in der vergangenen Woche jährte sich zum 75. Mal der „Tag der Befreiung“. Ein Tag, der das Ende einer totalitären Diktatur bedeutete.
Für viele bedeutete es den Zusammenbruch der eigenen Existenz, wie sie vorher vorhanden war.
Aus Zusammenbruch in die Freiheit.
Was bedeutet eigentlich Freiheit? Diese Frage möchte ich in den Wochengedanken beleuchten und vielleicht ergänzt ihr den ein oder anderen Gedanken.
Es ist interessant, dass die Einleitung zu den 10 Geboten die Befreiung aus Ägypten thematisiert. Gott ist es wichtig klar zu stellen, dass er ein Gott der Befreiung ist und kein Gott der Einengung, der Reglementierung.
Du sollst keine anderen Götte neben ihm haben, weil er dir Freiheit schenkt. Begib dich nicht in Bindungen und Abhängigkeiten, die dich fesseln, sondern lebe befreit in der Würde, die er dir zugesprochen hat.
Paulus setzt diesen Gedanken im Galaterbrief klar fort: „Durch Christus seid ihr dazu berufen, frei zu sein, liebe Brüder und Schwestern!“
Wenn Paulus also schreibt, dass wir nicht mehr Gefangene des Gesetzes sind, sondern durch Christus befreit und in die Familie Gottes (Gotteskindschaft) aufgenommen, dann stellt er zwei gegensätzliche Systeme dar.
Auf der einen Seite die Freiheit und auf der anderen Seite das Gesetz.
Vielleicht schaltet schon der ein oder andere von euch ab und denkt: „Die Christen/ Adventisten müssen Probleme haben. Ich habe in meinem Leben damit kaum Konfliktpotential und will mich nicht mit Gedanken beschäftigen, bei denen ich keine Fragen gestellt habe.“. Bitte habt noch etwas Geduld und versucht noch dran zu bleiben, denn der Kampf dieser zwei Systeme hat mehr Auswirkungen auf unser praktisches Leben als wir denken.
Je nachdem, für welches System ich mich entscheide, gestalte ich mein Familienleben, meinen Erziehungsstil, lasse ich mich beeinflussen von Informationen, treffe ich Entscheidungen oder übernehme Verantwortung, ist mein Gottesbild und damit mein Verständnis seines Wortes geprägt.
Wenn ich mich für die Freiheit entscheide, werde ich mich nicht gegen Ordnungen entscheiden, sondern gegen das System Gesetz!
Freiheit alleine kann zur Anarchie führen. Gesetz alleine ist kraftlos. Beide System stützen sich auf zwei bedeutende Säulen, die ich im nachfolgenden Bild aufzeigen möchte:
Freiheit, die vom Schöpfer her bestimmt ist, nimmt immer auch Verantwortung wahr. Das Gesetz Christi wird dadurch erfüllt, Gott und den Nächsten von ganzem Herzen zu lieben. Und lese ich den Text im Matthäus 22,37-40 vollständig, dann soll ich den Nächsten lieben, wie mich selbst. Freiheit ohne Liebe ist Egoismus. Freiheit ohne Verantwortung ist unverbindlich und blind. Ein lieber Bruder schrieb mir am Freitag: „Ich träume von einer Gemeinde, in der wir frei werden, nein, in der wir mutig werden.“.
Wir brauchen in der Kirche Christi den Geist der Freiheit, um atmen zu können. Die Freiheit, in die uns Christus führen möchte ist ein Leben, in dem wir experimentieren, in dem wir wachsen können, in dem wir lernfähig bleiben und in dem wir einander mit Respekt begegnen. Freiheit leben bedeutet auch, nicht Verantwortungen zu übernehmen für Dinge oder Personen, die mir nicht zugewiesen sind. Jeder von uns steht alleine in der Verantwortung seinem Schöpfer gegenüber. Ich muss diese Verantwortung weder für meine erwachsenen Kinder noch für meine Geschwister, noch für meine Nachbarn oder Freunde übernehmen. Ich übernehme aber Verantwortung für mein Leben, ich treffe Entscheidungen ganz frei aus Liebe zu mir, zu Gott und den Mitmenschen. Für diese Entscheidungen bin ich zuständig. Dazu gehört wirklich Mut. Verantwortung für mein Umfeld (Nächsten, Gemeinde, Umwelt, Land,…) kann ich nur wahrnehmen, wenn ich liebe. Und Liebe braucht immer Freiheit. Dann erst kann ich erkennen, dass mir Ordnungen, Regeln und Gesetze helfen, mich schützen, mir Entfaltung und Wachstum ermöglichen. Und ich erkenne im Gesetzgeber den liebenden Vater, mein Gegenüber der mich sieht und mich glücklich sehen will.
Das System des Gesetzes funktioniert ganz anders. Hier wird der Rahmen festgelegt und die Schranken definiert. Nicht ich übernehme Verantwortung, sondern das Gesetz. Ich habe nicht zu agieren, sondern zu reagieren. Ich ordne mich in Gehorsam unter und handle aus Pflichtgefühl. Ich strebe danach, den Anforderungen und Ansprüchen zu genügen. Ständig überprüfe ich, wo ich stehe und ob ich genüge, ob das, was ich tue und was ich denke ausreicht, um vor dem Gesetz zu bestehen. Und automatisch geht mein Blick auch auf die Anderen, ob die es sich ggf. zu leicht machen, ob sie nicht genau so hart kämpfen sollten und ich bekomme Angst, dass sie verloren gehen könnten. Pflicht treibt mich an, da ja ansonsten das System nicht stabilisiert ist. Wir erfüllen nicht die Maßstäbe und Erwartungen, die an uns, an die Gemeinde, an die Führungskräfte gestellt sind. Ständig bin ich mit meinen Unzulänglichkeiten und meinem Versagen konfrontiert. Und ich bin im System des Gesetzes herausgefordert, Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Ich bin herausgefordert, die Welt und ihren Weg zu erklären, zu bestimmen, zu erkennen. Das Gesetz definiert klar, was richtig und falsch ist und in diesen Kategorien lebe ich. Und ich merke gar nicht, dass das Gesetz mich zwingt, mich immer mehr mit mir zu beschäftigen und mit meinen selbstsüchtigen Gedanken auseinander zu setzen. Ich bin ein Gefangener meiner selbst.
Liebe Gemeinde, ich kann nicht alle Gedanken dazu schriftlich niederlegen und ich fordere euch heraus, hier weiter zu denken und zu überlegen. Ich weiß nur, dass wir gern immer wieder zwischen diesen beiden Systemen wechseln. Das tun wir im geistlichen Sinne, aber auch im praktischen Leben. Laut Paulus ist dies aber nicht möglich. Entweder sind wir Freie oder Gefangene. Christus hat uns diese Möglichkeit gegeben. So schreibt er in Galater 6,14: „Ich aber kenne nur einen Grund zum Rühmen: das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. Weil er starb, starb auch diese Welt für mich, und ich bin tot für ihre Ansprüche und Forderungen.“. Ja, um das eine System zu verlassen, muss es für mich zusammenbrechen, sterben. Wie das totalitäre System 1945 nur durch einen Zusammenbruch beendet werden konnte, so kann auch das System des Gesetzes nur durch den Sieg Christi vernichtet werden. Wir sind durch seinen Tod seine Geschwister geworden und damit jetzt schon Erben des Reiches Gottes. Das klingt sehr kanaanäisch, ich hoffe, ihr könnt die Bedeutung erfassen. Denn diese Tatsache lässt uns gelassen die Herausforderungen unserer Zeit meistern. Diese Gelassenheit, die nicht aus Ignoranz der Probleme resultiert, lässt uns die Endzeit bestehen, unabhängig davon, ob sie jetzt schon globalen oder persönlichen Charakter trägt. Diese Gelassenheit muss nicht alles verstehen und erklären wollen, was in der Welt gerade passiert. Diese Gelassenheit resultiert aus dem Frieden, den nur er uns schenken kann. So bewahre unser Herr unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.
Ich wünsche euch eine bereichernde und gesegnete Woche
Liebe Grüße Gerald
WIR-Newsletter 08.05.2020
Vor einigen Tag hat es geregnet. „Endlich!“, sagte mein Verstand. „Der trübe Tag bedrückt mich.“, erwiderte mein
Gemüt, „Ich wünsche mir die Sonne zurück.“
Erstaunt war ich, als die Regentagen vorüber waren. Die Natur lächelte mich mit frischem, vielfältigen Grün an.
Anscheinend über Nacht hatte der Regen bewirkt, dass das Gras auf der Wiese kräftig gewachsen war. Das Getreide auf
dem Feld strebte in die Höhe und die Bäume hatten ihre Blätter entwickelt. Nach dem anfänglichen grünen Schimmer
der Blattknospen standen die Bäume jetzt in mutigem Grün. Jeder Baum zeigte seinen eigenen, unverwechselbaren
Grünton, der eine etwas kräftiger, ein anderer dunkler, zarter oder gelber. Der Waldsaum war eine Palette voller
lebendiger Farbtupfer geworden.
Dieser hoffnungsvoll stimmende Eindruck aus der Natur erinnert mich an
Worte des 23. Psalms. Sätze, die ebenfalls Zuversicht ausdrücken. Er weidet
mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket
meine Seele.
Unser Gott ist um uns besorgt wie ein Schäfer um seine Herde. Er hat nicht
etwa mit den großen und wichtigen Dingen unserer Welt alle Hände voll zu
tun, sondern er schaut auf jeden einzelnen von uns und führt ihn ganz
persönlich auf rechter Straße. Er übernimmt die Verantwortung für uns und
wartet nicht ab, bis wir uns bemühen und abstrampeln.
Dabei haben auch Regentage und Wegstrecken durch das finstere Tal ihren
Sinn. Aber auch wenn wir gedrückter Stimmung sind, dürfen wir uns sicher
sein, dass Gott neben uns geht. Du bist bei mir.
Mit einem Lichtblick auf die Zukunft gibt uns der Psalm neuen Schwung.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang. Ich darf Gutes
erwarten, nicht, weil ich es mir erkämpfe, sondern weil Gott mich beschenkt,
liebevoll und fürsorglich.
Simon Krautschick
Wochengedanken 03.05.2020
Liebe Gemeinde,
die Coronazeit wird im Rückblick für jeden von uns einen anderen Schwerpunkt darstellen. In unterschiedlicher Form werden wir hinterfragt.
Ich bin herausgefordert zu bestimmen, warum ich lebe, wie ich lebe. Ich bin herausgefordert zu bestimmen, warum ich glaube, wie ich glaube.
Ich bin herausgefordert zu sagen, woran ich bauen möchte.
Vielen von uns wird bewusst, wie wichtig der Bau an Beziehungen ist. Komischerweise dauert ein Telefonat in der Regel nicht länger als vor einem halben Jahr.
Und ein Tag geht nach einigen Gesprächen auch sehr schnell zu Ende. Und doch möchte ich weiter daran bauen. Seit einigen Jahren habe ich zu Ostern meinen langjährigen Freund in Südafrika angerufen.
Das Gespräch verlief so, als ob wir uns gerade gestern das letzte Mal getroffen hatten. Es war herrlich erfrischend, anteilnehmend, stärkend. Morgen hat er Geburtstag und ich werde ihn wieder anrufen.
Warum war bisher anderes wichtiger? Ich bin hinterfragt.
Der Bau an meinem Glaubensleben ist mir wichtig. Klarer als sonst wird mir bewusst, dass nicht meine regelmäßigen Pflichten und Abläufe meinen Glauben bestimmen, sondern die Beziehung zu meinem Erlöser. Ihn wieder als meinen ganz persönlichen Gott zu erkennen, zu verstehen, dass er mich sieht, dass er mich meint und mich vorbehaltlos liebt – diese Fundament will ich nicht verlieren und ich bin froh über die Zeit der „Kanalsanierung“ (wie bei unserem Adventhaus).
Der Bau der Gemeinde – inwiefern möchte ich mich da einbringen? Ist es meine Gemeinde, in der ich ein zu Hause finde? Ist diese Gemeinde die Gruppe, die ähnlich glaubt und lebt, wie ich? Welches Gebäude stellen wir dar? Ein Mahnmal? Eine Ruine? Eine Schutzhütte? Eine sakraler Ort? Ein Einfamilienhaus? Ein Musterhaus oder eher ein Betonklotz? Ein Ort der Begegnung oder ein Ort der Abgrenzung? Ein Ort der Annahme oder der Ablehnung? Ein Ort des Sehens oder des Wegschauens?
Welche Gedanken bewegen dich, wenn du an deine Gemeinde Dresden-Adventhaus denkst? Wo ist dein Platz? Wo ist mein Platz?
David wollte Gott gerne einen Platz bieten, der ihm würdig ist. Einen Tempel, statt ein Zelt. Es sollte ein Ort werden, an dem die Menschen erkennen können, dass Gott der Herr ist, der segnet, das Gott derjenige ist, der anbetungswürdig ist, das Gott Macht und Einfluss besitzt und uns Schönheit und Phantasie schenkt. Ein Ort, der berührt und staunen lässt.
Und was lässt Gott über Nathan dem König David antworten (2. Samuel 7,11)?
„Ich, der HERR, sage dir: Nicht du sollst mir ein Haus bauen, sondern ich werde dir ein Haus bauen!“
Wenn wir, wie es der der Apostel Paulus schreibt ((1.Kor. 6,19), der Tempel des Heiligen Geistes sind, dann wünschen wir uns vielleicht auch, dass wir mehr Strahlkraft in unsere Umgebung haben, dass wir das Bild Gottes anders widerspiegeln, als wir es gerade tun. Wir möchten mehr Tempel sein, als nur ein Zelt. Und auch unserer Adventhaus, gebaut aus „lebendigen Steinen“ (1. Petrus 2,5) sollte doch Gottes Liebe so ausstrahlen, dass es die Menschen um uns herum überwältigt, überzeugt, berührt und zur Umkehr einlädt. Und was sind wir wirklich?
Wer auf dem Bau tätig ist weiß, das es oft anstrengend ist. Da gibt es die Notwendigkeit des Fachwissens, damit man nicht Pfusch herstellt. Da muss gut überlegt und organisiert werden. Dann gibt es Tätigkeiten, die viel Schweiß und Schmutz mit sich bringen. Und wenn man keine Lust zum Arbeiten hat, bleibt die Baustelle eben eine Baustelle. Und manche leben ein ganzes Leben auf einer Baustelle.
Mich ermutigt der Satz Gottes: „… Nicht du sollst mir ein Haus bauen, sondern ich werde dir ein Haus bauen!“
Gott ist der Architekt meines Hauses. Er ist der Bauleiter und der Chefstatiker. Er kalkuliert, wieviel Kräfte benötigt werden, wann die Baustelle ruhen muss und wann es weitergeht. Das gilt für mein Leben und genauso für meine Gemeinde.
Ich möchte mich einordnen, mitmachen und zu seiner Ehre zur Verfügung stehen.
Und so bete ich: Gestalte du mich und unser Adventhaus. Amen.
Liebe Grüße Euer Gerald
Wochengedanken 26.04.2020
Liebe Gemeinde,
ich sitze gerade im Garten. Es ist ein Privileg, die Natur zu genießen und die Schönheit der Schöpfung auf sich wirken zu lassen.
Sehe ich die Vögel, dann habe ich den Eindruck, als ob die Vielfalt größer geworden ist. Aber vielleicht wünsche ich es mir nur mehr.
Schaue ich auf den Boden, dann kann mir Angst werden. Das dritte Jahr in Folge droht uns eine Dürre. Gerade Sachsen und da besonders auch der Raum Dresden ist davon stark betroffen.
Die Böden haben keine Wasserreserven mehr.
Vielleicht fühlst auch du dich nach den vergangenen Wochen innerlich ausgetrocknet. Bisher hast du selbstverständlich die Begegnung untereinander, das Singen, das unbeschwerte Spazierengehen, den Kaffee oder den Tee in einem schönen Restaurant, das Gespräch in Gemeinschaft über Bibeltexte, das Gebet im Hauskreis als warmen Regen empfunden.
Und nun fällt er einfach aus.
Im Garten versuche ich, die Durststrecke durch mal mehr oder weniger regelmäßiges Gießen zu überbrücken. Mein Schwager sagte mal zu uns, als wir den Garten gerade neu hatten: „Was nicht von alleine überlebt, muss auch nicht im Garten sein.“
In den „Wochengedanken“ zu Ostern erzählte ich euch ja, dass ich wieder joggen gehe.
Das letzte Viertel der Strecke laufe ich in Richtung Altstadt. Eine herrliche Kulisse, zumal die Morgensonne fast immer scheint und es traumhaft anzusehen ist.
Soll ich euch was sagen? Im letzten Abschnitt meiner Laufstrecke ist mit die Kulisse sch…egal. Ich bin so kaputt und ich kämpfe innerlich um jeden Meter, dass ich auch im Dunkeln laufen könnte. Wenn jetzt dann jemand neben mir her laufen würde und mir die architektonischen Besonderheiten der Stadt erläutern, mich auf die grazilen Türme der Hofkirche hinweisen und die Schönheit der Sonnenstrahlen ausmalen würde – ich hätte Lust, ihn in die Elbe zu schubsen.
In dieser Phase habe ich kein Bedarf auf diese Texte und die Sprüche. Das einzige was ich mir da wünsche ist, dass diese Person vielleicht neben mir her läuft, mich ermutigt, mich motiviert, nur an den nächsten Schritt zu denken und weiter zu gehen. Mehr nicht.
Wenn ich innerlich ausgetrocknet bin, helfen mir manchmal auch keine frommen Sprüche und Texte mehr. Die Schönheit der Psalmen in der Bibel kann ich manchmal gar nicht empfinden. Manchmal geht es mir so, dass ich in schwachen Momenten am liebsten alles in die Elbe schmeißen würde. Ja, solche Lebensphasen gibt es. Was ich für mich aus dem Bilde entnommen habe, ist der Gedanke, dass wir uns auf unserem Lebenslauf nicht gleich setzen dürfen. Der eine ist gerade erst losgelaufen, die andere geht spazieren und beide können die Kulisse (das Wort Gottes, ein Lied, einen Psalm usw.) einfach nur genießen. Ein andere kämpft mit der letzten Strecke, mit den Herausforderungen seines Lebensabschnittes.
Hier zu wollen, dass uns alles gleich gut tut, wir alle gleich empfinden und das gleiche Rezept uns Stärkung bringt, ist ein nicht zu erfüllender Wunsch.
So mag es auch uns in der derzeitigen Krise ganz unterschiedlich gehen. Der eine empfindet sie als Entschleunigung, als geschenkte Zeit mit den Kindern, die anderen empfinden sie als absolute Zumutung und Verlust von menschlicher Nähe.
Ich wünsche uns von Herzen, dass wir einander stehen lassen können in unseren Gefühlen. Ich wünsche uns von Herzen, dass wir die Not des anderen erkennen und sie respektieren.
Ich wünsche uns, dass wir einander gut tun – wenn wir spazieren, uns auf die Schönheit hinweisen und wenn wir kämpfen, dass wir an der Seite des Anderen bleiben.
Jesus sagte einmal zu den Pharisäern in Matthäus 9,13:
„Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea 6,6): »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.“
Ich wünsche euch in dieser Woche, dass wir alle lernen, was es heißt, barmherzig zu sein, wie das praktisch aussieht und wie mein persönlicher Beitrag aussehen kann.
Ich wünsche uns, dass Gott die Dürre in unserem Land und in unserem Herzen beendet. Menschen, Regierungen, Leitungspersönlichkeiten können vielleicht etwas gießen. Sie können aber nicht die Dürre beseitigen.
Das kann nur Gott. Das glauben, das hoffen, das erbeten wir und ich freue mich darauf, wenn wir als Gemeinde wieder erblühen, wenn unsere Frucht in der Gemeinde und auch außerhalb safitg und süß schmeckt.
So segne euch unser allmächtige Gott.
Euer Gerald
WIR-Newsletter 24.04.2020
Ein Wallfahrtslied.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
… Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Psalm 121 Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Durch wie viele Türen seid ihr heute schon gegangen? Hinaus und herein, Ausgang und Eingang. Jede Tür markiert
einen Abschnitt unseres Tages oder eine Aufgabe, die wir erledigen. Wir sind heute Morgen aufgewacht und durch die
Schlafzimmertür gegangen, ins Bad hinein zum Zähneputzen,
durch die Küchentür an den Frühstückstisch. An einem Wochentag gehen wir
aus der Haustür hinaus und hinein durch die Türe in unserer Arbeitsstelle.
Nach Feierabend durch die Tür in den Supermarkt. Am Sabbatmorgen war es
nicht die Tür des Adventhauses, sondern wahrscheinlich die Tür ins
Wohnzimmer zum Hope-Channel-Gottesdienst.
Türen begleiten den ganzen Weg unseres Lebens. Wir wandern durch unser
Leben und gehen dabei durch viele Türen, hinein und heraus. Nicht immer
wissen wir, was uns hinter einer Tür erwartet. Wenn unser Ziel das Reich
Gottes ist, dann wird unsere Lebens-Wanderung zu einer Wallfahrt. Wie
tröstlich ist, dass Gott nicht erst dort, in der Ewigkeit, auf uns wartet,
sondern dass er den ganzen Weg schon mit uns wandert. Der dich behütet,
schläft nicht.
Simon Krautschick
Wochengedanken 20.04.2020
Liebe Gemeinde,
Es ist nun schon der 6.Sabbat ohne Gottesdienst in gewohnter Form und am gewohnten Ort. Trotz vielerlei Sabbatangeboten, wie HopeChannel – Gottesdienst, Bibel – TV – Gottesdienste, Zoom – Gottesdienst der Gemeinde DD – West und weiteren Angeboten spüren wir mittlerweile alle den Mangel an Kontakten zu unseren Geschwistern und Freunden. Mails, Telefonate, Wochengedanken, Gemeinde – Newsletter sind gut und wertvoll, ersetzen den fehlenden Gottesdienst aber nur teilweise. Gottesdienstdienst lebt aus der Gemeinschaft, dem Miteinander, dem Austausch.
Es fehlen uns die vertrauten Rituale unseres Gottesdienstes, die freundliche Begrüßung, die Erlebende Gemeinde, das Kinderauszugslied, die Predigt, Bekanntmachungen, das Bibelgespräch und die Begegnungen im Nachgang, die Musik und der gemeinsame Gesang.
Es fehlt uns die vertraute Umgebung, unser schönes Haus, die Geschwister, Kinder, Jugendlichen und Freunde.
Wir beginnen hoffentlich das alles mittlerweile auch viel mehr zu schätzen. Gottesdienst im eigenen Heim ist eben doch nur ein „Ersatz“ – wir spüren das deutlich in diesen Tagen. Zwar haben wir die göttliche Verheißung aus Mt.18,20, dennoch spüren wir die Unterschiede. Wir werden versetzt in die Situation mancher unserer Geschwister die aus Alters – und Krankheitsgründen kaum oder nur sehr sporadisch den Gottesdienst erleben können. Auch diese Erfahrung kann uns allen gut tun und uns helfen, dankbar und froh jeden Gottesdienst im Adventhaus zu erleben. Plötzlich sind auch unsere Vorbehalte und Kritikpunkte weg, die zu moderne oder zu altmodische Musik, die Störungen durch zu große Lautstärke der Unterhaltungen, das nichtinspirierende Bibelgespräch, das Stäubchen auf der Treppe etc. Es ist wie so oft im Leben, erst wenn uns etwas fehlt, beginnen wir den wahren Wert einer Sache zu erkennen und zu schätzen.
Wir werden auch an unsere Verantwortung für unsere Gemeinde erinnert, das Mitfühlen und Mittragen, die Mitarbeit in den unterschiedlichsten Aufgabengebieten, die Hilfe überall da, wo Nöte und Schwierigkeiten sind. Gemeinde entstand schon in der Zeit nach Jesu Himmelfahrt nicht im Selbstlauf, Gottes Segen und die engagierte Arbeit der Gläubigen waren die Grundbausteine. Wir werden auch daran erinnert, dass die Gabensammlung im Gottesdienst kein überaltertes Ritual, sondern Notwendigkeit und Ausdruck unserer Dankbarkeit für Gottes Beistand und Segen ist. Wir sind geneigt heute angesichts der schwierigen Situation im Land und weltweit zu allererst auf unsere eigene Zukunftssicherung zu achten, statt gerade jetzt im Vertrauen auf unseren Herrn und Heiland zu blicken.
Wenn wir etwas aus dieser für uns alle schwierigen Zeit, die hoffentlich bald zu Ende geht, mitnehmen in die Zukunft, dann sollte es die Dankbarkeit für all die Gaben und Möglichkeiten die Gott uns schenkt sein. Ja, wir sind trotz allen Einschränkungen die wir momentan erleben, reich beschenkt. Gott ist da und trägt uns auch durch diese Zeit.
Wichtig sind in diesen Tagen die kleinen Gesten des Miteinanders. Die evangelische Kirche Deutschlands hatte aufgerufen während der Corona – Einschränkungen bis einschließlich Ostern an jedem Tag um 19.00 Uhr Lieder der Ermutigung erklingen zu lassen. Wir hörten plötzlich an manchen Tagen Abendlieder in unserer Nachbarschaft; die Kantorin uns gegenüber und knapp 100 m weiter ein junges Paar mit ihren Trompeten spielten Abendlieder. „Der Mond ist aufgegangen“ und „Abendstille überall“ – Lieder zur Ermutigung für alle Nachbarn gedacht. Eines Abends erklang sogar ein Akkordeon dazu – eine Nachbarin wollte auch mit dabei sein. Das war ein ermutigendes Signal des Miteinanders. Nehmen wir all diese Signale der Ermutigung freudig auf als ein Zeichen der Hoffnung angesichts der eher düsteren Zukunftsprognosen.
Lassen wir uns ermutigen, indem wir aufeinander achten und füreinander beten (Hebr. 10,23 -24).
Werner Schneider
WIR-Newsletter 17.04.2020
Ich bin im Zug unterwegs und genieße die Geschwindigkeit. Ich sitze entspannt im Sessel während die Landschaft
draußen vorüberfliegt. Plötzlich bremst der Zug auf freier Strecke. Ich bin enttäuscht: Schluss mit dem Dahingleiten, ich
muss mich auf Abwarten einstellen. Argwohn steigt in mir auf. Ich werde zu spät zu meinem Treffen kommen.
Die Corona-Krise hat unser rasantes Leben jäh abgebremst. Krise heißt: es geht nicht mehr so weiter wie bisher, egal
wie sehr ich mich anstrenge. Eine Richtungsänderung ist unausweichlich.
Wenn ein Eisenbahnzug seine Richtung ändern muss, ist das sehr aufwändig. Mit einer Drehscheibe wäre es möglich.
Wenn ich als Fahrgast das Manöver miterleben müsste, brauchte ich sehr viel Geduld. Der Zug muss abbremsen. Wagen
und Lok werden auseinander rangiert und auf die Drehscheibe geschleppt.
Danach werden sie einzeln auf ein anderes Gleis abgestellt. Der Zug muss
wieder zusammengekuppelt und die Lok an die Zugspitze rangiert werden.
Dann endlich kann der Zug wieder Fahrt aufnehmen. Dabei muss sich sogar
der Lokführer darauf verlassen, dass der Fahrdienstleiter auf dem Stellwerk
alles richtig steuert.
Seit Jahren sind Menschen überzeugt, dass die rasante Fahrt unserer Welt
nicht lange so weitergeht: Bevölkerungswachstum, Verbrauch der
Ressourcen, Überforderung der Natur. Zugleich möchte sich niemand
vorstellen die Fahrt zu verlangsamen. Unsere Zivilisation scheint auf stetem
Wachstum aufgebaut und man befürchtet ihren Zusammenbruch.
Auch in unserer deutschen Freikirche denken Verantwortliche seit Jahren
über das „große Rad“ nach, das sich immer schneller dreht. Fachabteilungen
unserer Kirche arbeiten immer professioneller, steuern bessere Ergebnisse
bei, benötigen dazu aber auch mehr Mitarbeiter und mehr Geld. Unsere
Gottesdienste gestalten wir immer schwungvoller, ansprechender,
lebensnaher. Das Wort Gottes wird vielfältiger kommuniziert. Das alles sind
gute und wichtige Errungenschaften. Nur manchmal wird uns schwindelig
und wir fragen, wie lange wir das durchhalten.
Zum Schutz der Menschen in der Corona-Pandemie wurde uns allen eine
Zwangspause verordnet. Unser rasender Zug wurde stark abgebremst, auch
wenn das keiner für möglich gehalten hatte. Zu Beginn der Einschränkungen
haben wir uns Mut gemacht und gesagt: „Schauen wir auf die Chance, die in
der Unterbrechung liegt.“ Aber je länger der Stillstand dauert, desto mehr
fühlen wir uns verunsichert. Unsere Aktivität fehlt uns.
Fragen drängen sich uns auf. Tu n wir als Gemeinde jetzt genug? Könnten wir
am Ende als Verlierer dastehen, während andere gewonnen haben? Sollten
wir Gläubige nicht gerade jetzt Hoffnung, Zuversicht und Tatkraft an
Ungläubige austeilen können? Argwohn gegen uns selber steigt in uns auf:
Sabbat, ohne dass zeitig mein Wecker klingelt und ich zum Gottesdienst eile,
gewöhne ich mich daran? Bekomme ich meinen inneren Schweinehund am
Ende wieder an die Kette gelegt? Und, ich wollte doch den Sabbat in
Verbundenheit mit Gott erleben. Genieße ich jetzt einfach nur meine
Freiheit?
Das 11. Kapitel des Hebräerbriefes beschreibt Gläubige, deren Leben
tatsächlich eine Reise ist und deren Geduld dabei hart strapaziert wird.
Abraham, Sara, Mose. Sie erwarten ihre Ankunft, aber können sie noch nicht
greifen. Sie suchen ihr Ziel aber sehen es noch nicht. Dabei ist es ihr Glaube,
der sich in dieser angespannten Lage als Stütze herauskristallisiert. Der
Glaube gibt ihnen Halt und lässt sie die Unsicherheit ertragen.
Was Glaube praktisch bedeutet, können wir am Leben dieser Menschen
sehen. Wir können es in der Bibel nachlesen. Ihr Gottvertrauen hat ihnen die
Kraft gegeben, geduldig zu sein und Gott die Führung zu überlassen. Was sie
mit uns gemeinsam haben? Das Beste kommt noch. Das Ziel der Reise liegt
vor ihnen und vor uns. Und den Weg dorthin steuert Gott. Keiner kommt
schneller ans Ziel, wenn er beginnt, im Zug unruhig hin- und herzulaufen.
Aber wir können beruhigt reisen, wenn wir uns auf den himmlischen
Fahrdienstleiter verlassen. Gott stellt die Weichen.
Simon Krautschick
Wochengedanken 13.04.2020
Liebe Gemeinde,
seit geraumer Zeit bin ich heute wieder einmal joggen gewesen. Mein Weg beginnt bei uns am Sachsenplatz, über die Albertbrücke, dann nach rechts am Rosengarten vorbei, über die Waldschlößchenbrücke und zurück. Das sollen so rund 6km Laufstrecke sein.
Wenn ich mich mit anderen Joggern unterhalte, dann erzählen sie mir immer etwas von Glücksgefühlen und Ausschüttung von Endorphinen beim Laufen. Wahrscheinlich laufe ich so langsam, dass mich die Glücksgefühle schon lange überholt haben und kilometerweit voraus sind.
Mich motiviert eher der Gedanke an die Dusche nach dem Laufen, wie es sein wird, wenn ich wieder zu Hause in der Wanne stehe und mich entspannen darf. Also ein vom Ende her bestimmtes Laufen. So ähnlich hat es Werner Dulinger in seiner Osterandacht auch formuliert.
Sein Thema war „Der Blick vom Ende her“. Das ist meine Laufphilosophie. Ihr könnt euch gerne bei mir melden, wenn es euch ähnlich ergeht. Dann fühle ich mich nicht so als Exot.
Als ich heute Morgen unterwegs war, sah ich eine junge Frau mit einem Kinderwagen und neben ihr einen ungefähr dreijährigen Jungen. Er schaute seine Mutter immer wieder an (bestimmt erzählte er ihr etwas gaaanz Wichtiges, was ich nicht verstand, weil ich noch zu weit weg war).
Plötzlich wurde er abrupt abgebremst – seine kleinen Armen schnellten nach vorn und umschlagen das Hindernis, was sich ihm in den Weg gestellt hatte. Er hielt den Stamm einer kleinen Akazie fest umschlungen. Dann fiel er rückwärts um. Und dann musste er so herzlich lachen – ein Lachen so herrlich ansteckend. Wir schauten uns alle an und mussten die Lachtränen abwischen. Ein herrlicher Moment und für mich ein Fingerzweig, wie man mit den Hindernissen des Lebens auch umgehen kann. Man darf das Bild nicht überstrapazieren, zumal wenige Sekunden später die Brust doch weh tat und er sich von seiner Mutter trösten lies. Schön, dass sie bei ihm war, ganz dicht.
Bald ist Osterdienstag, und Ostermittwoch, und Donnerstag und eine neue Woche und dann noch eine usw.
Was bleibt in dir von der Osterbotschaft? Wie prägt die Osterbotschaft deinen Alltag?
Ostern ist der wichtigste christliche Feiertag. Wir erinnern uns daran, dass unsere Schuld bezahlt ist. An Karfreitag wurde durch Jesu Blut am Kreuz alles bezahlt, was wir an Bockmist, Versagen und Schuld angesammelt haben und noch ansammeln werden.
Doch das Bezahlen der Schuld allein reicht nicht aus. Wenn ich einen finanziellen Schuldenberg angehäuft habe und ein Gönner kommt vorbei und bezahlt einmalig diese Summe, dann frage ich mich, wie es danach weitergeht. Warum hat sich so viel angesammelt? Wie kam es dazu, dass ich nicht haushalten konnte, dass ich über meine Verhältnisse und Möglichkeiten gelebt habe?
Ostern bleibt nicht am Karfreitag stehen, beim Bezahlen der Schuld. Ostern ist Auferstehung. Gott öffnet Türen, die vorher noch keiner geöffnet hat. Gott eröffnet Perspektiven, die für immer verschlossen waren. Gott lässt mich nicht schuldlos stehen, sondern verschafft mir ganz neue Möglichkeiten. Er will mit mir, er will mit dir das Leben ganz neu gestalten.
Und jetzt schaue ich auf die Jünger. Da bin ich überrascht. Sie haben auf wirklich wundersame Weise erfahren dürfen, dass ihr Herr doch lebt. Er ist auferstanden! Die Frauen haben ihn zuerst gesehen (natürlich die Frauen – vielleicht kann da auch mal jemand eine Andacht darüber halten), dann Petrus, dann die Emmausjünger (siehe Andacht von Simon im WIR-Brief) und zuletzt die verängstigte Jüngerschar im verschlossenen Zimmer. Thomas durfte sogar seine Hände in seine Wundmahle legen. Sie hatten also recht mit ihrem Glauben, dass Jesus der verheißene Messias war. Sie hatten recht, dass sie ihm vertrauten. Sie hatten recht damit, dass ihre Erfahrungen mit ihm nicht eine Täuschung waren.
Gestattet mir einen kleinen humorvollen Einschub. Wer es nicht möchte, braucht ja nicht auf den Link klicken https://www.youtube.com/watch?v=Su_8iY1bLUY
Ja, sind es denn wirklich die 3 wichtigsten Worte: „Ich habe recht! Nicht du. Ich!“ ?
Komisch – die Jünger marschieren nach ihrer Bestätigung nicht sofort los. Sie gehen nicht sofort zu den Nachbarn und erzählen, was sie erlebt haben.
Die Frage, die nach Ostern beantwortet werden muss, lautet: Gerald (oder dein Name), du Sohn des Eberhard (der Name deines Vaters oder Mutter), hast du mich lieb?
Es ist nicht die Frage danach, ob wir recht haben oder nicht – ob wir die Dinge dieser Welt richtig sehen, richtig einschätzen, analysieren und entscheiden können.
Es ist die Frage Jesu, die du und ich beantworten sollen: Hast du mich lieb?
Die Jünger brauchen Zeit. Obwohl sie in ihrem Glauben bestärkt wurden, bleiben sie noch zu Hause, hinter verschlossenen Türen, in Quarantäne.
Obwohl Petrus die Frage mit JA beantwortet – „Ja Herr, du weißt dass ich dich lieb habe!“ – bleiben sie erst einmal für sich.
Wie soll es konkret weiter gehen? Welche Wege sollen wir beschreiten? Welchen Herausforderungen wollen wir meistern?
Bis Pfingsten überlegen sie, und auch da kommen sie nicht aufgrund von Konzepten und Überlegungen zu den nächsten Schritten. Nein, der Geist Gottes kommt und macht sie fähig.
Auch da ist der lebendige Gott der Handelnde, der Türen öffnet, Zungen löst, Ohren weitet und Herzen entflammt. Die Kirche Christi wurde jetzt erst geboren.
Ich wünsche uns keinen optimistischen, blauäugigen Blick in die Zukunft. Ich wünsche uns einen Blick in die Zukunft, der sich nicht an den Verlusten, an den Einschränkungen orientiert, sondern an den Möglichkeiten.
Ich möchte ein Possibilist sein, sehen, was möglich ist, wie wir Gemeinschaft, Glaubensleben gestalten können, auch in Zeiten der Einschränkung.
Ich lade dich herzlich ein, in der Zeit von Ostern bis Pfingsten darüber nachzudenken, wie dein persönliches Verhältnis zu Jesus an Tiefe gewinnen kann, welche Veränderungen die Osterbotschaft in deinem Leben bewirkt und wie du die Frage Jesu an dich beantworten möchtest.
Und dann bitte Gott um seine Antwort, wie Adventhaus Dresden in Zukunft aussehen kann. Wie wollen wir die überwältigende Liebe Gottes weitergeben? Wie sollen Menschen um uns herum verstehen, wie sehr Gott sie liebt und ihre Ängste und Sorgen ernst nimmt?
Ich bitte euch im Sinne des Wortes aus Markus 12,29-31, die uns auferlegten Einschränkungen aus Rücksichtnahme auf gefährdete, ängstliche und besorgte Mitbürger einzuhalten. Auch das gehört für mich zu einem christlichen Leben. Es geht nicht darum, mit meinem Glauben Recht zu behalten, sondern Liebe auszuleben.
Und vielleicht kann ja der ein oder andere von euch wie der dreijährige Junge die plötzliche Vollbremsung mit Humor gestalten und andere damit anstecken. Dann ist mancher anstrengende Lauf des Lebens wesentlich leichter zu ertragen. Auch wenn das Abbremsen weh tut, dürfen wir gewiss sein, dass Jesus ganz nah bei uns ist.
Gott möchte dich auferstehen lassen – und das beginnt heute und nicht erst bei seiner Wiederkunft. Sei gewiss, du bist eingeladen und willkommen.
So segne dich der lebendige und allmächtige Gott in deinem Überlegen, Tun und Handeln in dieser Woche und darüber hinaus.
Seid lieb gegrüßt von Eurem Gerald
WIR-Newsletter 08.04.2020 zu Ostern
Zwölf Kilometer Weg stehen für drei ereignisschwere Tage. Zwei Jünger sind darauf unterwegs, zu Fuß, von Jerusalem
zurück in ihr Dorf Emmaus. Die Schrecken liegen hinter ihnen. Geblieben ist Traurigkeit. Die Ereignisse sind vorüber.
Was noch da ist, sind Fragen über Fragen. Es geht ja nicht nur um den unschuldigen Tod ihres Rabbis. Gestorben ist ihr
Glaube. Ihr Vertrauen, dass Gott nicht nur in alten Geschichten vorkommt, sondern, dass er heute in ihr Leben eingreift,
mächtig, wirksam und liebevoll. Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. (Luk 24,13 ff.)
Aber nicht alle Hoffnung ist erloschen. Ihre Fragen, ihr Ringen im Gespräch, das sind die Funken, die noch glimmen. Und
Jesus, der längst bei ihnen ist, beginnt behutsam in die Glut zu blasen. Mose und die Propheten sind es, also die Heilige
Schrift, die die Ereignisse erklären können. Die tröstliche Erkenntnis: Leiden ist Gottes Weg zur Herrlichkeit.
Dann sitzen sie zu Tisch und erleben überrascht wie Jesus akt iv wird: in ihrem
Haus, an diesem Abend. Er nahm das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen.
Da wissen sie, dass Jesus lebt. Ihnen wird bewusst: er ist bei ihnen. Hell
beginnt das Feuer ihres Glaubens zu lodern. Brannte nicht unser Herz in uns,
da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?
Ihr Leben ist verändert. Sie gehen nicht schlafen, sondern kehren nach
Jerusalem zurück. Der Herr ist wahrhaftig auferstanden! Das, was ihnen Mut
und Lebenskraft gibt, teilen sie mit anderen.
Der Weg nach Emmaus ist mehr als eine Episode am Rande des
Ostergeschehens. Es ist der Weg, auf dem wir Jesus begegnen, bis heute.
Wenn wir miteinander im Gespräch sind, uns austauschen über unseren
Glauben und unsere Fragen, dann sind wir in Gemeinschaft mit Jesus. Wo
zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich selbst in ihrer
Mitte. (Mat 18,20) Dieses Versprechen Jesu begleitet die christliche
Gemeinde von Beginn an bis heute.
Wie die Emmaus-Jünger dürfen wir auch mit Hilfe von oben rechnen, damit
wir Gottes Wort verstehen. Der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in
meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was
ich euch gesagt habe. (Joh 14,26)
Und schließlich begegnen wir Jesus im Brotbrechen, im Abendmahl. Wir erinnern uns dabei nicht nur an den Tod Jesu.
Vielmehr begegnet uns der Auferstandene. Diese Freude teilen wir miteinander: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.
Möge euch das Segenswort aus dem Zweiten Korintherbrief durch die diesjährigen Ostertage begleiten: Die Gnade
unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Euer Pastor Simon Krautschick
Wochengedanken 05.04.2020
Liebe Gemeinde,
zur Zeit findet in unserer Gesellschaft ein Umdenken statt. Welcher Bereich der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens ist systemrelevant? Da merken wir plötzlich, dass die Verkäuferin oder die Krankenpflegerin uns wesentlich wichtiger sind, als der Autobauer oder das Reisebüro.
Die Bedeutung der Erzieher und Lehrer ist ebenfalls gerade wieder am Anwachsen und manch ein Elternteil zieht den inneren Hut vor der Leistung dieser Berufsgruppen.
Ja unsere Wichtigkeit kann sich ganz schnell drehen und verändern. Als ich in die Lehre ging gab es den Spruch: „Hast du einen dummen Sohn, so schicke ihn zu Robotron, ist er noch viel dümmer, die Post nimmt ihn immer.“ Und nun bin ich bei der Telekom (Nachfolger der Post in der Telekommunikation) und damit ebenfalls systemrelevant.
Was bestimmt deinen Wert? Was macht dich wertvoll?
Es sind die Beziehungen, die du eingehst und denen du zugehörig bist. Für die Personen, die dich lieben, bist du systemrelevant. Und Liebe hat nichts mit deinem Status, deiner Ausbildung oder deiner schulischen oder beruflichen Bildung zu tun.
Liebe ist fast genau so wenig zu greifen wie der Coronavirus. Unsichtbar, nicht realistisch aber von seiner Wirkung stellt er/sie alles auf den Kopf.
Die Liebe verläuft bei 80% der Menschen relativ ohne besondere Symptome ab. Bei ca. 19% zeigt sie heftige Symptome (verliebt sein, komisch daherreden, Lieder komponieren/ Gedichte schreiben, stottern,…) und bei 1% führt sie sogar bis zum Tod.
An einen erinnern wir uns gerade jetzt in der Osterwoche.
Im Johannesevangelium 3,16 heißt es:
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Jesus gab sich für dich. Er wusste schon damals um dich und er hatte dich vor seinem inneren Auge, als er den Weg zu Ende ging. Für dich.
Er hat dich so lieb, du bist für ihn so dermaßen systemrelevant, dass er allein wegen dir diesen Weg gegangen wäre.
War diese Maßnahme notwendig? War sie sinnvoll?
Soll ich euch ehrlich meine Meinung dazu schreiben? So ganz kapiere ich es bis jetzt noch nicht, warum Jesus sterben musste, damit wir leben. Aber so steht es nun einmal da (und theologisch kann ich noch viele Antworten geben/ finden). Ich nehme es einfach dankbar an. Ihm vertraue ich, mit ihm möchte ich mein Leben teilen und mit ihm will ich auferstehen.
Und das gleiche wünsche ich dir, denn jeder von uns ist für Jesus systemrelevant. Egal ob alleine zu Hause oder in seinem 10h-Job.
Gott schenke dir Freude in der kommenden Woche und Sonne ins Herz – von außen und von innen.
Seid lieb gegrüßt von Gerald
WIR-Newsletter 03.04.2020
Der Gottesdienst ist wie ein Geländer für unseren Glauben. Zuverlässig bringt er uns jede Woche mit Gott in
Verbindung, nimmt uns in Lob und Anbetung hinein, und wir bekommen einige Portionen Gotteswort serviert. Gute
Gewohnheiten machen unser Leben leichter. Wenn wir uns einmal entschlossen haben, folgen wir diesem Weg und
müssen nicht ständig Prioritäten abwägen.
In diesen Wochen ohne Gottesdienst fühlen wir uns deshalb, als ob wir das Navigationsgerät ausgeschaltet haben und
auf Sicht fahren: Wie und wo begegne ich heute Gott? Welches Buch der Bibel ist jetzt für mich dran zu lesen? Worum
bitte ich Gott und wofür danke ich ihm? Finde ich Gelegenheiten zum Singen?
Wie ein Geländer auf unserem Weg mit Gott kann das Vaterunser sein. Wenn
wir um eine zuverlässige Struktur für die tägliche Gestaltung unseres
Glaubens ringen, dann ist das Vaterunser eine zuverlässige Hilfe. Satz für Satz
führt es uns durch die Themen, die in Gottes Augen Bedeutung haben. Wenn
wir das Vaterunser beten und innerlich lauschen wie sich jeder Satz entfaltet,
dann haben wir am Ende alle wichtigen Themen Gott vorgelegt und
womöglich auch seine Antworten vernommen.
Unser Vater im Himmel – Erwartungsvoll wie Kinder sprechen wir Gott an. Er
freut sich, dass wir uns melden.
Geheiligt werde dein Name – Es geht darum, dass Gott jemand besonderes
ist, wie ein Prominenter, und dass noch viel mehr Menschen glücklich
würden, wenn sie das wüssten.
Dein Reich komme – In Corona-Zeiten sehen wir, wie unterschiedlich einzelne
Länder die Krise bewältigen. Wenn erst Gott die Regierung unserer Welt
übernommen hat, dann leben alle Menschen wirklich gut.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden – „Des Menschen Wille ist
sein Himmelreich.“ sagt man. Aber es ist doch umgekehrt: Ruhig und
zuversichtlich leben wir, wenn wir Gottes Willen für uns annehmen können.
Unser tägliches Brot gib uns heute – Genug mit den großen Dingen. Wir
selber sind Gott wichtig. Essen, Arbeit, Wohnen, Urlaub, Schlaf,
Schaffenskraft, Muße, Sonne, liebe Menschen, das dürfen wir uns nicht nur
wünschen. Gott weiß, dass wir das alles brauchen und er versorgt uns, seine
Kinder.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern –
Manches bedrückt uns und beschämt uns. Gott organisiert die Müllabfuhr.
Genauso elementar für ein zufriedenes Leben ist aber auch, anderen zu
vergeben. Das ist die einzige Aufgabe, die uns das Vaterunser stellt. Alles
andere dürfen wir Gott in einer Bitte überlassen.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen – Ein
reines Herz ist nicht die Vorbedingung um Gott ansprechen zu dürfen,
sondern ein Wunder, das wir von Gott erbitten. Nicht wir sind die Helden der
Schlacht. Jesus hat den Bösen besiegt und wird das Böse beseitigen, wenn er
kommt.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit – Wir
fassen zusammen: Wenn am Sonntag Wahl wäre …, dann steht Gott der
Chefsessel zu, über unsere Welt und in unserem Herzen.
Geborgensein bei unserem Vater im Himmel wünscht euch
euer Pastor Simon Krautschick
Wochengedanken 29.03.2020
Liebe Gemeinde,
was bedeutet dir Vorbereitung?
Ich denke gerade an die Paare, die ihren Hochzeitstag geplant und ihn sich in den unterschiedlichsten Farben ausgemalt hatten. Da ist normalerweise viel Vorbereitung nötig und nun?
Bei allen Eventualitäten die man berücksichtigten wollte – dieses Szenario hatte wahrscheinlich keiner auf dem Schirm.
Oder die Prüfungsvorbereitungen – da lernt man und büffelt und verspricht sich ggf. durch die schriftliche Prüfung eine Besserung der Gesamtnote und nun? Es ist alles unsicher geworden, wie man das Abitur in diesem Jahr wohl abschließen wird. Einige hatten im 1. Halbjahr eine schöne Reise geplant und sich in Vorfreude schon am Strand oder in den Bergen gesehen. Da wurde Rucksack oder Bikini gekauft und nun?
Wie bereitet man sich auf Elternschaft vor? Man liest viele Bücher. Dann weiß man alles, oder? Leider hatte unser Sohn das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ nicht gelesen und sich vollkommen anders verhalten. Und das war erst der Anfang der vielen Überraschungsmomente des Lebens als Familie.
Kann man sich so vorbereiten, dass man von keinen Eventualitäten überrascht wird?
In diesen Tagen wird öfter diese Krise als ein Zeichen des Endes gesehen und die Frage gestellt, ob wir alle gut vorbereitet auf die Herausforderungen der Endzeit und der Wiederkunft Christi sind.
Bist du es?
Lasst mich etwas ausholen und in Gedanken einen weiten Weg gehen.
In den ersten Kapiteln der Bibel wird uns das Paradies beschrieben, der Garten, den Gott für uns bereitet hatte um in diesem Garten die Vollkommenheit der Beziehung mit ihm zu erleben.
Ein Traum – hier war totale Nähe, Liebe, Vertrauen da und eine Vielfalt an Farben, Tönen und Schönheit. An einem sonnigen Frühlings- (wie gestern) oder Sommertag spüre ich in Gedanken diesem Paradies nach. Geht es dir auch manchmal so?
Wodurch wurde dieser Traum zerstört?
Es ist ein einziges Wort: „Sollte…“!
„Sollte Gott gesagt haben…“? Dieses eine Wort kommt so leicht, so verständnisvoll, so abholend daher. Es versucht in Frage zu stellen, ob die Vollkommenheit im Paradies ggf. nicht echt ist. Ist dieser sichere Hort, diese Beziehungsnähe, das Vertrauen in Gott ein Luftschloss?
Hat Gott eine andere, eine geheime Agenda und hält uns Menschen für dumm? Er will uns einfach nicht alles sagen. Ich habe doch ein Recht, alles zu erfahren und alles zu wissen! Wieso will er nicht, dass ich zwischen Gut und Böse selber entscheiden kann? Bin ich sein Dummchen?
Glaubt mir, die Schlange wusste ganz genau, mit welchen Formulierungen sie Adam und Eva greifen konnte. Sie hatte mehrere Doktor- und Professorentitel in Psychologie. Sie war ein absoluter Experte. Sie kannte Gott ganz genau. Schließlich kam sie aus seiner unmittelbaren Nähe, dem inneren Kreis. Und ihre Kompetenz konnte sie wunderbar ausspielen.
Da vielen selbst den perfekten ersten Menschen keine Gegenargumente mehr ein bzw. die, die sie hervorbrachten waren schnell entkräftet.
In einer meiner selbst erlebten Kinderstunden, an die ich mich erinnern kann stellte ich die Frage: „Warum hat Eva denn solange mit der Schlange geredet? Ich wäre einfach weggelaufen.“
So einfach ist es eben nicht.
Auch heute höre ich viele „Sollte…“ in verschiedenen Videos oder Nachrichten. Sie sind überall verfügbar, werden geteilt und weitergereicht.
Sollten die Maßnahmen wirklich nötig sein? Sollten wir wirklich krank werden? Sollten die Verantwortlichen nicht…? Sollte das wirklich wahr sein …?
Ich erlebe, dass diese „Sollte-Worte“ oft die gleiche Wirkung wie im Paradies entfalten. Sie zerstören Vertrauen, sie zerstören Sicherheit und statt unseren Wissenshorizont zu erweitern, lassen sie uns nur erkennen, dass wir nackt sind und nichts in der Hand haben, um an der Situation etwas zu verändern.
Anstatt die Möglichkeiten und Chancen auch in dieser Krise zu sehen, Kreativität zu entfalten, richten wir unsere Gedanken auf das Unsichere, das Beängstigende und wir suchen den Schutz hinter Feigenblättern und unserem inneren Busch.
Das Ergebnis ist oft innere Leere, Traurigkeit bis hin zur Verzweiflung.
Kommen wir zur Eingangsfrage zurück: Bist du vorbereitet?
Du kannst die Frage nur für dich alleine beantworten. Aber meiner Meinung nach ist sie nicht schwer zu beantworten.
Ich möchte, wenn Gott mich ruft, in seinem Paradies ewig leben. Da er mir durch seinen Sohn Jesus Christus die Eintrittskarte gekauft, bezahlt und mir gegeben hat, lebe ich schon heute ewig. Ich bin also vorbereit. Gott sei Dank!
Mit ihm tausche ich jeden Tag meine Gedanken, Gefühle, Ängste und Freuden aus, denn ich genieße schon heute die Gemeinschaft mit ihm. Und ich lerne jeden Tag neu das Leben. Und ich hoffe, dass ich jeden Tag hinzu lerne.
Und auch an dem Tag, an dem ich die Klinke der Tür herunter drücke, die mich zu ihm führt, werde ich von der Schönheit und Bedeutung des geschenkten Lebens lernen.
Weisen wir die zerstörerischen Fragen des „Sollte…“ von uns und rennen davon weg und laufen zu dem, der wirklich die Welt in seiner Hand hält. Er hält die Regierenden, die Verantwortungsträger, die Entscheider. Er misst jedem seine Zeit des Handelns zu und er wird jeden zur Verantwortung ziehen, der seine ihm zugewiesene Macht missbraucht.
Da kennt Gott kein Pardon. So lesen wir es in der 3. Engelsbotschaft. Darauf können wir uns verlassen. Es ist Gottes Sache und nicht unsere.
So richten wir unsere Augen, Hände und Gedanken auf das, was wir beeinflussen können. Wir haben den uns von Gott zugewiesenen Platz mit unseren Gaben und Fähigkeiten auszufüllen um Menschen zu ermutigen, zu stärken, aufzuhelfen – zu helfen, die Augen zu heben auf den, von dem wirklich Hilfe kommt.
Wir sind gerufen, den Geschmack des Paradieses zu verbreiten – den Geschmack der Liebe, der Freundlichkeit, der Güte und der Barmherzigkeit.
Gott segne dich und deine persönliche Vorbereitung.
Mit lieben Grüßen Euer Gerald
WIR-Newsletter 28.03.2020
Die Corona-Infektion hat uns überrollt, wie eine Tsunami-Welle. Innerhalb von 10 Tagen sind wichtige Bereiche unseres
Lebens eingeschränkt. Keine Gottesdienste. Grenzen geschlossen. Wir halten Abstand voneinander. Kein Nachschub aus
dem Baumarkt. Die heile Urlaubswelt am Roten Meer und auf dem Kreuzfahrtschiff ist zum Albtraum geworden.
Höchstens zu zweit können wir uns in der Stadt sehen lassen. Nach zwei Jahrhundert-Hochwassern erleben wir jetzt die
Jahrtausend-Pandemie. Die Bundesregierung hatte in ihrem „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“ die
Eintrittswahrscheinlichkeit einer Pandemie durch Virus „Modi-SARS“ mit 1-mal in 100 bis 1.000 Jahren eingeschätzt. Wir
Christen fragen: Zeigt das, was wir gerade erleben, das Ende der Menschheit an? Eine ähnliche Frage haben die Jünger
an Jesus gestellt: „Meister, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wenn das geschehen wird? Er
aber sprach: Seht zu, lasst euch nicht verführen. Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin’s,
und: Die Zeit ist herbeigekommen. – Lauft ihnen nicht nach! W enn ihr aber hören werdet von Kriegen und Unruhen, so entsetzt euch nicht. Denn das
muss zuvor geschehen; aber das Ende ist noch nicht so bald da.“ (Luk 21,7-9) Umwälzende Ereignisse zeigen nicht das nahe Ende unserer Welt an. Das
erklärt Jesus. Aber mit Sicherheit ist die Corona-Pandemie ein Zeichen der Zeit. Rolf Pöhler erklärt, was er darunter versteht.
„Die Zeichen der Zeit sind ständig wiederkehrende Hinweisschilder, die die unumkehrbare Richtung der Geschichte anzeigen, aber keine Meilensteine,
die die genaue Entfernung bis zum Ziel angeben. Sie dienen als Bestätigung, nicht jedoch zur Begründung christlicher Hoffnung. Sie sollen auch keine
Endzeithysterie auslösen, sondern vielmehr vor voreiligen Schlussfolgerungen bewahren, Nüchternheit und Gelassenheit fördern.“ (R.
Pöhler: Hoffnung die uns trägt. S.216)
Corona führt uns vor Augen, dass uns, den Menschen, Grenzen gesetzt sind. Wir sind dankbar für die moderne Medizin, die Herztransplantationen
ermöglicht. Todgeweihte Menschen können weiterleben. Aber winzige Viren zwingen uns zur Kapitulation. Sie bringen vielen Menschen den Tod. Uns wird
bewusst: nicht „schneller, höher, weiter“ ermöglichen ein zufriedenes und zuversichtliches Leben. Nicht unsere Intelligenz und unser Leistungswille
schaffen die goldene Zukunft. Wir verwalten unserer Erde mehr schlecht als recht und brauchend dringend den Schöpfer, der kommt und die Welt
erneuert. Wir Menschen sind keine Götter. Wir brauchen Gott, der uns, seineGeschöpfe erlöst. So bekommen wir neu in den Blick, was in unserem Leben
zuverlässig ist und worauf wir uns stützten können. „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Luk 21,33)
Unser Blick muss nicht gebannt an der Bedrohung haften. Suchen wir zuversichtlich die Nähe unseres Erlösers! „Wenn aber dieses anfängt zu
geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Luk 21,28) So können wir getrost, mutig und ruhig durch die
derzeitige Umwälzung gehen.
Jesus Christus segne uns, seine Gemeinde,
Euer Pastor Simon Krautschick
Wochengedanken 26.03.2020
Liebe Gemeinde,
ich sitze an meinem Schreibtisch und schaue auf die Stadt, die in goldenes Licht eingetaucht ist. In mir kommt fast ein „Jerusalem“-Gefühl hoch.
Wie genießen wir das Licht, das Strahlen, den Tag.
Heute Nacht konnte ich fast gar nicht schlafen (und das ist bei mir höchst selten). Viele Gedanken durchsausten meinen Kopf, gingen weg, kamen wieder, wurden durchgekaut und verworfen.
Auch mein Vater erzählte mir von solchen Nächten, in denen nicht nur gute Gedanken in einem aufsteigen sondern auch Gedanken der Verunsicherung, der Angst, des Zweifels.
Vielleicht geht es dir auch so, und du kannst sie mal mehr und mal weniger gut wegschieben.
Die Nacht war aber auch für mich eine Zeit des Gebets, des Redens mit Gott. Gerade im Dunkeln, ganz auf sich gestellt ist die Zeit mit ihm eine wertvolle Zeit.
Ich bin überzeugt, dass wir erst den Anfang der Tage der Herausforderungen erleben. Wir selber und die Menschen um uns herum gehen in eine sehr intensive Epoche und es stellt sich die Frage, ob wir darauf vorbereitet sind.
Können wir uns eigentlich richtig darauf vorbereiten?
Der Abend, wenn die Kerzen scheinen oder es so schön schummrig ist, hat seine Faszination und vielleicht empfindet auch der ein oder andere die Entschleunigung, die Freizeit als angenehm und entspannend.
Aber wenn es still wird und die Dunkelheit sich drückend breit macht, und die innere Einsamkeit ganz nahe herankriecht, dann ist von der Romantik des Abends wenig zu spüren.
Das ewige Evangelium verweist auf den Schöpfer, der uns in seinen Händen hält und auf den Beginn unseres Lebens.
Mich begeistert die Beschreibung des Schöpfungsaktes und da ganz besonders die Formulierung: „Da ward aus Abend und Morgen der …Tag“.
Warum nicht die uns doch wesentlich nähere Formulierung, dass der Tag am Morgen beginnt und am Abend endet?
Für mich steckt in dieser kurzen Formulierung ganz viel Gute Nachricht. Gott weiß, dass uns Dunkelheit in ganz unterschiedlichen Formen umfängt: Krankheiten, Alter, existentielle Sorgen, Schuld,…
Das ist der Abend – aber es kommt der Morgen. Erst mit dem Morgen, mit dem Licht wird der Tag vollendet.
So ca. gegen 4 Uhr begannen die Vögel zu singen. Eine Nachtigall trällerte schon eher, aber dann kamen die Amseln hinzu. Sie erzählten vom Sonnenaufgang, obwohl es noch völlig dunkel war.
Sie waren sich so sicher, dass sie unbeeindruckt und mit voller Intensität vom Morgen sangen. Das rührte mich an.
Ich erinnerte mich an meinen Taufspruch (den auch Werner Schneider hat ):
„Halt im Gedächtnis Jesus Christ, der auferstanden ist von den Toten“ 2. Timotheus 2,8
Er hat den Tod geschmeckt, das Dunkel erlebt und ist auferstanden in den Morgen. Er weiß genau, wie du empfindest und kennt deine inneren Ängste ganz genau. Aber er führt dich wie eine Nachtigall in den Sonnenaufgang.
Ihm zu vertrauen, ihm alles zu zutrauen und zu glauben, dass er uns die Wohnungen bereitet – das wünsche ich dir von Herzen.
Ich wünsche uns als Gemeinde, dass wir uns innerlich vorbereiten, indem wir ihn im Gedächtnis behalten. Ich wünsche uns, dass wir eine Nachtigall sind, die den anderen in der Nacht den Morgen ankündigt, dass wir Menschen der
Hoffnung und der Ermutigung, Menschen des Aufrichtens und des Glaubens sind. Es ist Zeit, die Misstöne zu begraben. Es ist Zeit, zusammen zu rücken und Gräben zu zu schippen. Es ist Zeit, vom Morgen zu singen, den wir schon kennen und den alle anderen auch sehen sollen.
Lasst uns nicht krächzen wie Krähen (waren heute Nacht auch welche dabei – muss einen Ornithologen fragen, was die da machen) sondern jubilieren von der Hoffnung. Und wenn du noch nicht singen kannst, so spreche ich dir ganz persönlich den Text aus Jesaja 43,1 zu:
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen: Du bist mein.“
Gott segne euch in dieser Woche und sei euch Nacht und Tag nahe.
Liebe Grüße Gerald
WIR-Newsletter 20.03.2020
Adventgemeinde ohne Gottesdienste, habt ihr das schon einmal erlebt? Vor zwei Wochen hätte ich noch voller
Überzeugung gesagt: „Gemeinde ist mehr als der wöchentliche Gottesdienst, natürlich.“ Aber heute steht die Frage
sehr deutlich vor uns: Was bleibt von unserer Gemeinde Adventhaus Dresden übrig, wenn wir uns über Monate nicht
zum Gottesdienst versammeln können?
Die Apostelgeschichte erzählt, wie alles begann mit der Gemeinde Jesu Christi. Am Anfang hält die Gemeinde weder
eigene Gottesdienste ab, noch ist sie eine Organisation. Aber der Geist Gottes hat ihr mit dem Pfingstwunder Leben
eingehaucht. Was diese Gemeinde ausmacht, wird so beschrieben: Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel
und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. (Apg 2,42).
Diese vier Merkmale bilden die Wurzel von Gemeinde. Aus ihnen kann auch
unsere Gemeinde unter den heutigen Einschränkungen leben.
Lehre der Apostel, das ist Ermutigung und Orientierung aus Gottes Wort. Ihr
findet es im Internet, in Zeitschriften, in Büchern, im Bibelgesprächsheft und
zuerst in eurer Bibel. Gemeinschaft können wir gut mit dem Telefon pflegen:
persönliche Anteilnahme und Austausch „Wie fühlst du dich gerade?“.
Lernen wir die Kontaktpflege via Smartphone und Internet von unseren
jungen Leuten!
Beim Brotbrechen haben die Christen in Eigenverantwortung ihr
Glaubensleben gestaltet. Sie trafen sich zum Abendessen in vielen
Privathäusern. Der Gastgeber eröffnete mit Psalmlesung und Gotteslob. Wir
verzichten derzeit darauf, uns zu Haus- und Gebetskreisen zu treffen, weil wir
damit unsere gefährdeten Mitmenschen schützen. Aber auch für uns persönlich und für unsere Familien können wir regelmäßig die Verbindung mit unserem Vater im Himmel zu pflegen.
Das Gebet verbindet uns nicht nur mit Gott, sondern auch untereinander. Anliegen zur Fürbitte drängen sich uns in
jeder Nachrichtensendung auf. Betet auch für unsere Gemeinde.
Liebe Geschwister,
wir erleben eine außergewöhnliche Sabbatruhe, die wir uns nicht gewünscht haben. Sie birgt aber eine Chance. Wir
können die Wurzeln der Gemeinde Jesu Christi neu entdecken. Wir kommen ihnen so näher als mit allen Gemeinde-
Aktivitäten, die wir sonst mit Freude und Fleiß veranstalten.
Ich grüße euch, auch im Namen unseres Gemeinderates, mit Worten des Apostel Paulus. Gnade sei mit euch und
Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! 2Th 1,2
Euer Pastor Simon Krautschick