Ein lieber Kollege schrieb kürzlich in seinem Status:
„Was gibt es Besseres als einen Cuba Libra am Strand? – Zwei Cuba Libra am Strand.“
Nun – ich bin kein Fan von Alkohol am Strand. Und doch verstehe ich diesen Moment: das Bild von Leichtigkeit, Freiheit, das Gefühl, einmal ganz aus der Welt des Alltags auszusteigen. Sich fallen lassen, tief durchatmen – irgendwo zwischen Himmel, Sand und Wellen.

Der „Cuba Libre“ – diese Mischung aus Cola, Limette und Rum – hat seinen Namen aus einer Zeit des Aufbruchs. Amerikanische Soldaten tranken ihn Anfang des 20. Jahrhunderts zur Feier der Befreiung Kubas von der spanischen Kolonialherrschaft:
„Es lebe das freie Kuba!“
Später, in der Zeit der Diktatur unter Fidel Castro, nannten Exilkubaner dasselbe Getränk bitter-ironisch: „Mentirita“ – die kleine Lüge.
Freiheit, sagten sie, wurde versprochen – aber nicht eingelöst.

Und das trifft tief:
Warum gelingt es uns Menschen immer wieder, Orte, die für Freiheit und Schönheit gedacht sind, zu Orten der Angst und Zerstörung zu machen?

Wir leben auf einem außergewöhnlichen Planeten.
Nirgendwo im Weltall – soweit wir schauen – finden wir etwas Vergleichbares: Diese Vielfalt an Farben, Formen, Pflanzen, Tieren, Landschaften, Menschen.
Ein Ort, der wie für das Leben gemacht ist. Ein Traumort.

Und doch spüren wir: Dieser Ort ist bedroht. Und oft sind wir es selbst, die ihn bedrohen – durch Gier, Rücksichtslosigkeit, Angst, Gewalt.
Aus dem Traum wird zu oft ein Albtraum. Wir hören die Nachrichten – und fühlen uns klein, machtlos, überfordert.
Jede*r sucht seinen Fluchtweg: in den Urlaub, in Serien, in die digitale Welt. Irgendwohin, nur nicht mehr spüren und sehen, was uns Angst macht.

Auch die Jünger Jesu kannten solche Angst.
In der Geschichte auf dem See Genezareth geraten sie in einen Sturm (Markus 4,35-41). Erfahrene Fischer, sie wissen mit Wellen umzugehen.
Aber dieser Sturm ist anders. Zu stark. Zu heftig. Zu bedrohlich.

Und Jesus? Der schläft.

Kennst du dieses Gefühl?
Die Welt brennt – und Gott scheint zu schlafen? Wo ist er? Warum greift er nicht ein?

Die Jünger schreien ihn an:
„Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?“
Jesus steht auf, spricht zum Sturm: „Schweig! Verstumme!“
Und es wird still.
Dann fragt er:
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“

Das ist kein Vorwurf.
Es ist eine Einladung.
Eine Einladung zum Vertrauen – gerade inmitten der Angst.

Ich sehne mich nach einer freien Welt. Mundo libre.
Nicht als Cocktailträumerei. Nicht als Illusion.
Sondern als eine echte, heile Welt, wie sie sein könnte – und wie Gott sie meint.

Jesus spricht einmal zu seinen Freunden:
„In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen […] Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten.“
(Johannes 14,2)

Das ist keine Vertröstung.
Das ist die Zusage eines Gottes, der nicht nur Stürme stillen kann,
sondern eine Welt schaffen will, in der es wirklich still wird: frei von Angst, Gewalt und Zerstörung.
Und vielleicht ist meine Wohnung sogar am Strand und ich darf die Wellen genießen.

Was bleibt?

Vielleicht ist der Sturm nicht sofort vorbei.
Vielleicht schläft Jesus gefühlt noch immer in deinem Boot.
Aber du darfst ihn rufen.
Du darfst ihm zutrauen, dass er da ist.
Und du darfst ihm glauben, dass er eine Zukunft hat – für dich, für diese Welt, für uns alle.

Text: Gerald Hoffmann
Bild: ein guter Freund