Unsere Pfadfinder unterstützen in diesem Jahr ein Hilfsprojekt im indischen Bundesstaat Mizoram. Beim Gottesdienst im Pfadfindergarten am 1. Juli kann sich jeder Interessierte informieren. Den Anstoß für die Aktion gab Andreas Hildebrandt, Pastor i.R., mit seiner Begeisterung für das Projekt und für die Menschen.
Andreas, wie leben die Menschen im Umfeld des Hilfsprojektes?
Die Menschen sind sehr freundlich und neugierig, denn Touristen und vor allem „Weiße“ sind dort eher selten. Leute sprechen uns auf der Straße an und fragen, ob sie uns mal die Hand geben dürfen oder, ob sie ein Selfie mit uns machen dürfen. Da haben sie dann im Freundes- und Familienkreis was Besonderes zu erzählen und zu zeigen.
Spielt der Glauben eine Rolle im Leben der Einwohner?
Das Christentum prägt die Kultur stark. Das Sozialverhalten ist sehr ausgeprägt, man kümmert sich um die Armen in der Nachbarschaft. Frauenkreise in den Kirchgemeinden, auch bei den Adventisten, sammeln eine Woche lang Lebensmittel oder benötigte Kleidung, die nach dem Gottesdienst von mehreren Frauen abgegeben werden, während die anderen in der Gemeinde beraten, für welche Personen was in der kommenden Woche zur Seite gelegt wird.
Wie ist es, wenn du dich als Weißer dort auf der Straße bewegst?
Man wird von niemandem angebettelt, weder privat noch auf den Straßen. Ganz anders als auf dem Hauptkontinent Indien, wo man sich vor Trauben von Bettlern kaum retten kann. Sonntags sind alle Geschäfte und die Restaurants geschlossen. Es fahren keine Taxis und keine Busse. Das ganze Leben steht still. Nur in den Kirchen herrscht reges Leben. In der Regel gibt es drei Gottesdienste am Sonntag, die von der Mehrheit alle besucht werden, vormittags, nach einem Imbiss mit längerer Pause ist „Jugendgottesdienst“, ein Gottesdienst, den die Jugend gestaltet, und abends gibt es einen „Abschlussgottesdienst“.
Was prägt die Menschen dort?
Die Mizos haben ihre eigene Kultur mitgebracht, als sie auf ihrer Völkerwanderung kamen. Sie waren Menschenfresser und Schmuggler. Das Menschenfressen haben ihnen die Missionare abgewöhnt. Wie ihr wisst, Lilo und ich leben noch. Wir werden auch immer mal wieder von uns ganz fremden Menschen in ihre Häuser zum Tee und Gebäck eingeladen, denn sie wollen wissen, woher wir kommen und was wir hier machen. Wenn wir das MED-AIM Hospital erwähnen, wissen fast alle, wovon wir reden und sie bedanken sich, dass Leute in Deutschland Geld sammeln, um ihnen ein Krankenhaus zu finanzieren.
Von was leben die Mizos eigentlich?
Viele Menschen leben von der Landwirtschaft und allen Berufen, die für die Landwirtschaft gebraucht werden, Autowerkstätten, Schmiede, Holzverarbeitung, Handel. Ein Tagelöhner verdient etwa 5 Euro pro Tag, eine Krankenschwester etwa 100 Euro im Monat.
Sind die Menschen das, was wir arm nennen würden?
Durch den „Handel“ mit geschmuggelten Gütern aus Myanmar (Burma), kommen viele hier langsam zu Wohlstand. Die Häuser werden immer höher und aus Beton statt Bambus, oder Holzgestelle, die mit Eternitplatten verkleidet werden. Die Zahl der Autos und die Größe der Autos hat rasant zugenommen, was zu einer Dauer-Rush-Hour in der Hauptstadt führt. Viele Ziele erreicht man schneller zu Fuß als mit dem Taxi.
Wie ist die Luft, kann man dort atmen?
Das Land ist gebirgig, liegt zwischen 800 und 1700 Meter, hat ein angenehmes Klima. Tageshöchsttemperaturen im Winter um die 25 Grad und im Sommer können es mal 35 Grad werden. Der leichte Wind macht das alles recht erträglich.
Wie sieht der Alltag der Mizos aus?
Die Mizos lieben gesellschaftliches Beisammensein. Immer wieder kommen irgendwelche Nachbarn oder Freunde, schneien in die Wohnung, halten ein Schwätzchen, bekommen Tee und Obst oder Gebäck und machen sich nach einiger Zeit auf den Weg. Privatsphäre wie bei uns, kennen die Mizos nicht.
Vielen Dank für die interessanten Einblicke, Andreas. Gott stärke euch in eurem Dienst. Gott stärke die Pfadfinder in allem, was sie tun.
Fragen: Andreas Schrock. Fotos: Andreas Hildebrandt.
Weiterführende Links
Vorstellung des Hilfsprojektes
Gottesdienst im Pfadfindergarten