Neulich hat mir jemand gesagt: „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.“ Ist das eigentlich ein christlicher Spruch? Oder bedeutet er, dass man Gott gar nicht braucht wenn man ein tüchtiger Mensch ist?
Schon der antike griechische Dichter Äsop (ca. 600 v.Chr.) erzählt von einem Kutscher, der mit seinem Ochsengespann im Morast stecken bleibt und deshalb die Götter im Hilfe anfleht. Wird der Mann als besonders fromm gelobt? Nein. Herkules erscheint ihm und hilft ihm auf die Sprünge: „Lege die Hände an die Räder und treibe mit der Peitsche dein Gespann an, zu den Göttern flehe jedoch erst dann, wenn du selbst etwas getan hast; sonst wirst du sie vergeblich anrufen.“ Tätig sein gehört zu den Grundlagen des Menschseins und damit auch die Lösung von auftretenden Schwierigkeiten. Es ist daher wenig aussichtsreich, diese Verantwortung auf Gott abzuschieben.
Auch in der Bibel werden Menschen zum aktiven Handeln ermutigt: „Macht die erschlafften Hände wieder stark, die zitternden Knie wieder fest! Ruft den verzagten Herzen zu: »Fasst wieder Mut! Habt keine Angst! Dort kommt euer Gott!“ Hier wird allerdings sehr realistisch eingeräumt, dass wir Menschen regelmäßig an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit geraten und dass wir dann Zuversicht, neue Kraft und auch tatkräftige Hilfe von anderen dringend benötigen. Wir Christen sind überzeugt, dass die Bitte um solche Hilfe bei Gott an der richtigen Stelle ist. Wer in den Sumpf geraten ist, kann sich jedenfalls nicht am eigenen Haarschopf wieder herausziehen. Wer allerdings im Gebet einen ressourcenschonenden Ausweg sucht, wird vielleicht erleben, dass Gott ihm den Vortritt beim Aktiv-Werden lässt.
Ich jedenfalls, würde mit diesem Spruch „Hilf dir selbst, so hilf dir Gott.“ keinen Hilfesuchenden abspeisen. Viel christlicher finde ich einen Satz, der in den Klöstern der fleißigen und gläubigen Benediktiner geprägt wurde: „Bete und arbeite; Gott hilft ohne Verzug“.
Simon Krautschick, Adventhaus Dresden