Das Wetter im April ist völlig widersprüchlich. Eben noch voller Sonnenschein und plötzlich zieht es zu, und ein eisiger Graupelschauer piesackt mein Gesicht. Wie man sich auch kleidet oder darauf einstellt – man ist immer falsch angezogen.

Vor einiger Zeit sah ich ein Theaterstück mit dem Titel „All das Schöne“, gespielt von Jannik Hinsch. Das Stück erzählt die Geschichte eines Jungen, der mit 7 Jahren den Suizidversuch seiner Mutter erleben musste. Seine Mutter fand nichts, wofür es sich zu leben lohnt. Deshalb, beginnt der Junge eine Liste mit all den schönen Dingen des Lebens zu schreiben. Er nimmt dafür drei Herausforderungen an: (a) keine Wiederholung, (b) die Sachen mussten wirklich großartig sein, (c) nicht zu viele materielle Dinge.

„Am Anfang habe ich sie für meine Mutter geschrieben“, so erzählt als Erwachsener während einer Therapie. Aber jetzt wird klar, dass er sich mit dieser Liste sein Leben lang auch selbst helfen wollte. Trotz aller Schwere bleiben am Ende doch die Hoffnung und die Erkenntnis: Eine Depression muss nicht das ganze Leben bestimmen. Man muss den Mut haben, ihr ins Gesicht zu sehen und sich im Kampf gegen sie helfen lassen.

Zu Beginn dieses Monats hat die Christenheit mit Ostern das Fest der Auferstehung gefeiert. Jesus siegt über den Tod. Wir haben uns bewusst gemacht, dass das Leben nicht im Grab endet. Die Auferstehungssonne schien uns förmlich mitten ins Gesicht und sorgte fast für Sonnenbrand. Der Mantel der Sorgen und Nöte wurde förmlich weggerissen und irgendwo abgelegt. In der Gemeinschaft der vielen anderen füllte mich die Hoffnung völlig aus.

Aber heute sitze ich in einem kalten und fahlen Wartezimmer und hoffe, dass meinem Kind geholfen wird. Oder ich liege in meinem Bett, und die Nacht zerrt an mir mit eisigen Gedanken. Ich spüre mein Altern oder sogar den kalten Atem des Todes. Oder ich schaue Nachrichten, und habe als Flüchtling einen ganz engen Bezug zu dem, was ich dort sehe. Oder ich trauere fröstelnd um eine verlorene Liebe. Die Liste der hässlichen Grausamkeiten ist lang, sehr lang.

Unser Leben kann wie Aprilwetter sein: Schönes und Wunderbares genauso wie Bösartiges enthalten. Von beidem könnte man eine lange Liste anfertigen. Aber genau wie auf Karfreitag der Ostersonntag folgte, so folgt auf April der Mai und dann der Juni.

Der Apostel Paulus schreibt folgendes Erleben an die Korinther:

Gepriesen sei Gott, der Vater von Jesus Christus, unserem Herrn. Er ist der Ursprung aller Barmherzigkeit und der Gott, der uns tröstet. In allen Schwierigkeiten tröstet er uns, damit wir andere trösten können. Wenn andere Menschen in Schwierigkeiten geraten, können wir ihnen den gleichen Trost spenden, wie Gott ihn uns geschenkt hat.

Wir erfahren in unserem Leben immer wieder auch Ermutigung, Anteilnahme und Trost. Und geben wir Trost, Anteilnahme und Ermutigung weiter, dann fließt die Wärme trotz äußerlicher kalter Schauer in das Herz. Wir können dann spüren, wie schön das Leben ist. Gott segne uns dafür mit Kraft, Liebe und Geduld.

Text und Foto: Gerald Hoffmann

 

*2. Korinther 1,3-4. Neues Leben.Die Bibel  verwendet vom ERF.Bibelserver