
Andacht für den Monat März: Frühling – Die Zeit der Erneuerung
Gott: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5)
Wenn alles neu ist, finden das viele Menschen super. Wer hat nicht gern neue Dinge? Eine neue Wohnung, neue Klamotten, ein neues Auto, einen neuen Job, einen neuen Partner, ein neues Leben. Alles ist noch so unbenutzt und unbelastet und sauber. Freilich erneuern wir das eine und andere, wenn das Alte ausgedient hat oder kaputt ist. Aber alles neu? Geht das überhaupt? Und ist das erstrebenswert?
Alles neu macht der Mai, heißt es im Volkslied. Gemeint ist das neu erblühende Leben im Frühling. Das beginnt allerdings nicht erst im Mai, sondern ist schon jetzt im vollen Gange. Die Luft ist spürbar milder, die Tage werden länger und überall zeigen sich grüne Halme, erste zarte Blätter und bunte Blumen. Der Winter ist vorbei und es wird Frühling. Es ist wie ein Versprechen, dass das Leben nicht totzukriegen ist. Der Kreislauf des Lebens geht weiter, und mit ihm kommen neue Möglichkeiten, neue Wege, neue Sichtweisen, neuer Mut. Aber genau genommen ist gar nicht alles neu. Vieles ist sogar ziemlich alt. Die Bäume, Wurzeln und Samen im Boden sind schon lange da und haben nur darauf gewartet, dass sie nach der Winterpause wieder loslegen können.
Es gibt so vieles, was man nach der Kältestarre hinter sich lassen möchte. Nach den Wahlen in Deutschland keimt Hoffnung auf, dass nun alles anders und am besten neu wird, dass mutige und gute Lösungen für die anstehenden Probleme gefunden werden. Aber kann das funktionieren? Nach drei Jahren Krieg in der Ukraine hofft die Welt auf Wege zum Frieden, der auch für alle Beteiligten annehmbar und zukunftsweisend ist. Nur eine vage Hoffnung? Auch in persönlichen Krisen und Katastrophen, besonders nach schmerzlichen Verlusten, scheint alles verloren zu sein. Nichts wird wieder werden können wie es einmal war. Und doch muss das Leben weitergehen. Nur wie?
Der Frühling wird zum Gleichnis der unerschütterlichen Hoffnung und des Glaubens an eine Zukunft, die vielleicht noch nicht sichtbar ist, aber doch schon im Verborgenen auf ihre Zeit wartet. Nach dunklen und schwereren Zeiten kommt auch wieder ein Neuanfang. Nach Zeiten der Erschöpfung und des Stillstandes, scheint die Sonne auch wieder wärmer und wir bekommen neue Kräfte.
Der Glaube an Gott ist die Zuversicht, dass das Leben siegt und nicht Dunkelheit und Kälte. So wie der Frühling ein Versprechen an das Leben ist, schenkt Gott immer wieder neue Anfänge und Lebensmöglichkeiten: Beziehungen, die wieder auftauen, Träume, die neu aufleben, Herausforderungen, deren Bewältigung wir anpacken. Der Frühling lehrt uns, dass nichts verloren ist. Die Bibel erzählt viele Geschichten, in denen Gott Menschen aus scheinbar aussichtslosen Situationen herausführt. Das Alte ist nicht weg, nicht ungeschehen und auch nicht überflüssig. Es ist und bleibt Teil von uns, bleibt in der Erinnerung. Aber es ist oft auch die Wurzel und der Samen für Neues Leben.
Dass Gott einmal alles neu machen wird, sind der Glaube und die Hoffnung auf die Erneuerung aller Dinge und der ganzen Welt. Das entbindet uns jedoch nicht von der Verantwortung für unsere Welt. Im Gegenteil, es ruft uns in die Verantwortung. Denn vielleicht ist es ja wie mit dem Frühling: Neues Leben ist dort möglich ist, wo es unter der Erde und im Verborgenen ausgeharrt hat.
Gebet:
Gott, du Schöpfer des Lebens, du machst alles neu. So wie der Frühling die Erde erweckt, möchtest du auch in unserem Leben Neues schaffen. Lass uns deine Erneuerung in unserem Herzen spüren. Schenk uns Hoffnung, wenn wir in Dunkelheit und Kälte sind, und hilf uns, dem neuen Leben zu vertrauen, das du in uns und um uns herum wachsen lässt.
Text: Lothar Scheel
Foto: Simon Krautschick