…unsere Glaubensgeschwister Elisabeth und Klaus Heilmann. Sie gehören zur „guten Seele“ der Gemeinde. Sie greifen oft zum Telefon. Sie erkundigen sich, wie es einem geht. Und sie haben immer ein gutes Wort parat.
Wie ist euer Dienst am Nächsten, also der Gedanke der Diakonie, eigentlich entstanden?
Klaus Heilmann: Wenn ich als Prediger in eine neue Gemeinde gekommen bin, habe ich nach und nach alle Glaubensgeschwister besucht. So war das auch, als wir 1982 nach Dresden gekommen sind. Aber ich habe nicht gleich alles geschafft. Nach einem halben Jahr hatte ich zwei Drittel aller Gemeindeglieder besucht.
Elisabeth Heilmann: Es ist der persönliche Kontakt und die Frage: Wie geht es dir? Als Frau des Predigers wollte ich mich immer einbringen.
Klaus: Wir haben eigentlich immer weiter gemacht, auch im Ruhestand. Ich finde es gut, wenn man an die Geburtstage denkt. Da bleibt meist ein Fünkchen beim Anderen hängen. Wo man einen Kontakt pflegt, öffnet sich der Andere.
Für die Kontakte greift ihr meistens zum Telefon. Betet ihr am Hörer?
Elisabeth: Man muss den Anderen fragen: Wollen wir am Telefon beten? Oder ich sage: Ich bete für dich.
Klaus: Es gibt Situationen, da ist das Gebet notwendig. Wenn es um Krankheit geht oder wenn ein Partner gestorben ist.
Ihr habt das starke Alter von 90 und 92 Jahre erreicht. Was hat sich in eurem Dienst mit den Jahren verändert?
Elisabeth: Vor 40 Jahren hat man mehr geschrieben (lächelt).
Klaus: Wir hatten kein Telefon.
Elisabeth: Die Wichtigkeit der Dinge… hat sich verändert. Es sind heute andere Dinge wichtig geworden.
Klaus: Die persönliche Kontakte werden weniger. Ich habe nicht erlebt, wenn Freunde sterben, dass ihre Kinder dann den Kontakt suchen.
Die Corona-Zeit steckt vielen noch in den Knochen. Was hat sich verändert?
Klaus: Die Coronazeit hat das Gemeindeleben gedämpft. Einigen Geschwistern fällt es jetzt schwer, regelmäßig in die Gemeinde zu kommen, einen neuen Anlauf zu machen. Das bewegt mich. Ja, wir waren ausgebremst, aber das Telefonieren haben wir nicht sein gelassen.
Die Diakonie verbindet Menschen. Habt ihr einen Tipp für Leute, die sich engagieren wollen?
Klaus: Das hängt von der Person ab, wie sie den Glauben zum Ausdruck bringt. Auf jeden Fall ist mein Tipp: nie aufgeben!
Elisabeth: Und nie nachtragend sein…
Klaus: …und nicht vorrechnen, was der Andere gemacht hat, oder nicht gemacht hat!
Elisabeth: So wie Gott uns führt und gute Gedanken schickt, sollte man es machen. Das erfreut und stärkt!
Klaus: Was wichtig ist, sollte man notieren, auch wenn es lange in der Schublade liegt. Ich trage in meinen Kalender ein, wenn ich jemanden angerufen habe, als Gedächtnisstütze. Wenn etwas wichtig ist, wird es in Rot notiert. Heute war es die Außentemperatur.
In der Gemeinde sind alle Generationen zu Hause. Was bewegt euch da ganz persönlich?
Klaus: Zuerst spricht man sich ja an. Jahrzehntelang haben wir uns meist mit Bruder oder Schwester angeredet. Jetzt sind es oft die Vornamen. Das erste Mal fiel es mir auf, als ein 13-Jähriger im Rahmen eines Nachmittags fragte: Und was machen wir nachher, Klaus?
Elisabeth: Also, wir nehmen das locker….
Klaus: .. und ich habe mich daran gewöhnt. Aber es ist manchmal eine Gratwanderung.
Es ist aber auch nicht einfach in der Gemeinde: Onkel, Tante? Sie oder Du?
Klaus: Wir pflegen in der Adventgemeinde das Du.
Elisabeth: Die Glaubensgeschwister aus der Ukraine und Russland sagen ganz oft Sie.
Meint ihr den Respekt voreinander?
Elisabeth: Ja, das trifft es.
Klaus: Es ist immer gut, wenn man nicht so herumflapst. Jedenfalls nicht, wenn man den Anderen zum ersten Mal anspricht.
Danke für das gute Gespräch. Gott segne euch und euren Dienst!
Titelbild und Fragen: Andreas Schrock