Wir freuen uns immer wieder über die Beliebtheit unseres Projektes „Fahrradbibliothek“ in Dresden-Löbtau. Manchmal gibt es aber Liebhaber, die man nicht haben möchte.
Am 2. März stellten Olga und Waldemar bei einer Inspektion eine fehlende Schraube fest. Es war nicht irgendeine Schraube, sondern die Lenkradschraube. „Hallo Team, die Schraube von dem Lenkrad ist geklaut worden“, schrieb Olga in unserem Chat. „Das Lenkrad ist noch da, aber man konnte es ganz leicht abnehmen.“ Nach dem Schreck las ich einen zweiten Gedanken, der mich doch überrascht hat. Olga schrieb: „Oder vielleicht brauchte jemand die Schraube selbst.“ Kein Gedanke an Vandalismus. Kein böses Wort gegen den unbekannten Täter. Der Täter war – möglicherweise – bedürftig.
Das ist ein Herzensgedanke, der mich berührt. Mir fällt dazu ein Brief von Paulus ein, in dem er schreibt: Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. (1. Korinther 13,7). Kennst du das? Da ist ein Ärger, ein Problem. Und mittendrin kann man sich auf einmal entspannen. Man wird sogar freundlich. Man packt an und findet eine Lösung.
Olga und Waldemar haben noch lange gebastelt, bis eine neue Schraube im Lenkrad war. Die technische Umsetzung war nicht einfach. Doch da war kein Grummeln im Bauch. Keine Wut. Sondern Freude, dass am Ende alles zusammengehörte, was zusammengehört. Am 9. März 2025 war das Projekt „Fahrradbibliothek“ wieder komplett. Gott hat es gefügt. Jesus hat es gewollt. Wir haben es getan. Danke.
Text: Andreas Schrock. Fotos: Olga Kisselmann
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