„Weihnachten ist vorbei“, soll die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris am Freitagabend gesagt haben, „der Weihnachtsmarkt wird nicht wieder öffnen.“
Das Verbrechen geschah an einem Zugang zum Magdeburger Weihnachtsmarkt. Ein Autofahrer hatte einen Durchgang zwischen den Betonblöcken genutzt und war gezielt in die Menschen gerast. Den schweren Geländewagen hatte er zu diesem Zweck gemietet.
Ist Weihnachten 2024 vorbei ehe es richtig begonnen hat? Für viele Familien aus Magdeburg und Umgebung wird es keine besinnliche Weihnacht geben, keine erbaulichen Lieder und kein frohes Fest. Auch auf unser Weihnachten fällt dieser Schatten.
Können wir fröhlich und unbeschwert feiern, nur, weil wir gerade zu den Glücklichen gehören und zufällig nicht vom Unglück betroffen sind? Tatsächlich geht Weihnachten nicht auf das Glück des Lebens zurück. Weihnachten beruht ursprünglich auf dem Unglück unserer Welt. Gott wurde Mensch, und das nicht, weil es hier auf Erden so glücklich zugeht und man so prächtig feiern kann.
Jesus wurde in eine Welt geboren, wo das Glück ständig bedroht ist. Trotzdem hat er eine Art zu leben getestet, die nicht von Angst geprägt ist. Er hat darauf verzichtet, ständig gegen Angriffe gewappnet und gerüstet zu sein. Jesus hat ein Leben im Vertrauen auf Gott, den Vater im Himmel, ausprobiert und er lädt uns ein, selber so ein vertrauensvolles Leben zu versuchen.
Ein altes Hoffnungslied des Propheten Jesaja begann mit der Geburt von Jesus Wirklichkeit zu werden:
Steh auf, werde licht, denn es kommt dein Licht / und die Herrlichkeit des HERRN geht strahlend auf über dir.
Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde / und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der HERR auf, / seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Nationen wandern zu deinem Licht / und Könige zu deinem strahlenden Glanz. (Jes 60,1-3)*
Dabei hat Weihnachten nicht unter großen Schweinwerfern begonnen. Die Geburt von Jesus in Betlehem war eher wie eine Kerze, die in der Nacht entzündet wurde. Das Licht einer Kerze kann man jedoch weitergeben: ein Licht am anderen anzünden. Dabei begegnen wir uns als Menschen, schauen uns ins Gesicht und nehmen einander wahr.
Das tun, übrigens auch in diesem Jahr 2024 wieder, zehntausende Menschen ganz praktisch. An einer Kerze in der Geburtskirche in Bethlehem haben Pfadfinder ihre Laterne entzündet. Sie haben die Flamme zu uns transportiert und verteilen sie in diesen Tagen über ganz Deutschland. Eine Kerze entzündet die nächste; das Friedenslicht aus Bethlehem** breitet sich aus.
Genauso können sich auch Zuversicht und Gottvertrauen unter uns ausbreiten, die Jesus mit seinem Leben gestiftet hat. Wie er, können wir darauf verzichten Gewalt mit Gewalt bekämpfen zu wollen, weil wir auf Gott, unseren Vater im Himmel, hoffen. Wie er, können wir in Fremden solche Menschen erkennen, die uns selber in vielem ähnlich sind, weil Gott ein Mensch geworden ist.
In der Adventszeit leuchten viele Lichter in unseren Wohnungen, Städten und Dörfern. Wenn wir uns von ihnen an Jesus erinnern lassen, der als Licht in unsere Welt gekommen ist, dann ist Weihnachten noch längst nicht vorbei.
Text: Simon Krautschick
Bild: Simon Berger auf Pixabay
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