Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. Matthäus 13, 45-46
Ich liebe Geschichten. Eine gut erzählte Geschichte lässt mich eintauchen, holt mich aus dem Hier und Jetzt, malt fantastische Bilder, lässt mich nachdenken, und am Ende bleibt etwas zurück. Aber warum ist das so? Das ist ganz
einfach: Geschichten erzeugen Emotionen. Sie rühren in uns etwas an, was bloße Fakten nicht können. Wenn ich eine gute Geschichte lese, wird sie quasi vor meinem inneren Auge lebendig. Ich glaube, das ist der Grund, warum
Jesus so viele Geschichten erzählte.
Eine Geschichte hat mich in letzter Zeit besonders bewegt: das Gleichnis von der Perle. Tatsächlich ist das Gleichnis in der Bibel viel kürzer, als es mir in der Erinnerung vorkam. Jesus erklärt in einem Satz und, wohlgemerkt, ohne
weitere Erläuterung, wie das Himmelreich einer Perle gleicht. Trotz dieser Kürze lässt die Geschichte mich nachdenken.
Was genau verkaufte der Kaufmann, wenn da steht „alles“? Sollte der Kaufmann sich ruinieren? Was wird aus dem Kaufmann, nachdem er seine Perle gekauft hat? Ich frage mich:
Wer bin ich in dieser Geschichte? Bin ich ein Beobachter, der verständnislos zusieht, wie der Kaufmann sich ruiniert? Bin ich als Christ möglicherweise der Kaufmann selbst? Was sollte ich in meinem Leben aufgeben? Denn eines ist
für mich ganz klar: Ich möchte in das Himmelreich kommen.
Während ich so nachdenke, fällt mir ein, was Johannes über Jesus schrieb: … dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. 1. Johannes 4,9 Jesus gab sich selbst als Opfer hin, um mir den Weg ins Himmelreich zu ermöglichen. Ich selbst kann nichts dafür tun, außer es anzunehmen und ihm, Jesus, nachzufolgen.
Wie unglaublich ist das!
Vielleicht ist das eine Antwort darauf, was „alles“ im Gleichnis der Perle bedeutet. Vielleicht bin ich gar nicht der Kaufmann. Erlaubt mir eine kleine Umdeutung des Gleichnisses: Jesus gleicht einem Kaufmann, der gute Perlen (dich
und mich) sucht, und als er eine kostbare Perle findet, geht er hin, gibt alles was er hat und sich selbst auf, und kauft sie.
Text: Ruben Hauschild
Foto: Matthias Gottke