„Wir leben nur einmal“. – „Falsch. Wir sterben nur einmal. Wir leben jeden Tag!“
Ich bekam diesen Dialog zwischen den Comicfiguren Charlie Brown und Snoopy auf mein Handy geschickt und fand ihn sehr inspirierend. „Wir leben nur einmal“ – diese Einstellung ist teilweise oder ganz zu unserer inneren Wahrheit geworden. Unser Blick auf den Tag, auf die Woche, auf das Jahr wird durch diesen Satz bestimmt. Ist er wahr? Er klingt jedenfalls für mich plausibel.
Die Reaktion von Snoopy relativiert diese Aussage. „Wir sterben nur einmal.“ – Ja das stimmt. Irgendwann sterben wir, aber an allen anderen Tagen dürfen wir leben. Wie sieht unser Leben aus? Von welchen Werten werden die Tage des Lebens geprägt? Stehen wir nicht in der Gefahr, das Leben in „lebenswerte“ und „nichtlebenswerte“ Phasen und Stunden einzuteilen?
Allein der Begriff „Work-Life-Balance“ impliziert, dass eine Seite der Balance nichts mit dem Leben zu tun hat, oder? Ich lebe erst auf, wenn ich die Beine im Sandstrand entspannen lassen kann, wenn ich von einem Berggipfel dem Schrei des Adlers lauschen kann, wenn ich an einer echt coolen Party teilnehmen oder mich endlich in meinem Garten oder an der Elbe mit einem Buch zurückziehen kann. Dann ist Leben vorhanden.
Diese einmaligen Erlebnisse sind toll und ich genieße sie auch sehr und es ist sogar notwendig, den Blick immer wieder mal zu verändern, neue Eindrücke und Inspirationen zu suchen und zu finden. Urlaubszeit ist wichtig, lebensfördernd und einfach nur erholsam.
Aber auch die Tage mit Pflichten, mit Anstrengungen und Grenzerfahrungen sind Lebenstage. Wenn ich mich da nur „durchfresse“, um zu den Lebenstagen zu gelangen, werde ich mein erfülltes Leben verkürzen. Der Anspruch, in den übrigen Tagen meinen Lebensdurst zu stillen, wird kaum umsetzbar sein. Und Enttäuschungen sind vorprogrammiert und erhöhen den Druck, es beim nächsten Mal besser zu machen oder den Verlust mindestens ausgleichen zu wollen.
Im Johannesbrief Kapitel 10,10 lesen wir den Satz Jesu: „Ich aber bin gekommen, damit die Menschen das Leben haben, und das im Überfluss!“
Jesus ist gekommen, damit wir „das Leben und volle Genüge haben“ – so eine andere Übersetzung. Durch Jesus darf ich lernen, dass ich geliebt und wertvoll bin. Genauso auch mein Mitmensch, dem ich heute begegne. Der heutige Tag ist ein Geschenk, der angefüllt ist mit Dingen, die mich lernen und wachsen lassen, die ich genieße und die mich herausfordern. Der heutige Tag ist voller Leben. Der heutige Tag ist genug.
Durch Jesus ist dieser eine Tag nicht der letzte Tag. Durch Jesus habe ich unendlich Lebenstage. Ich muss mich deshalb nicht unter Druck setzen und den heutigen Tag überfrachten. So gelingt Leben im Überfluss. Das ist der Wunsch Gottes und sein Ziel für mich und dich.
Text: Gerald Hoffmann
Foto: Gerald Hoffmann