Für das Team um Olga Kisselmann war der 25. März ein besonderer Sabbat. An diesem Tag standen wir, zwei Wochen vor Ostern, vor der Tür des Adventhauses. Unsere Losung hatten wir in Jesu Abschiedsreden gefunden: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
An Olgas Stand hatte eine Windböe das Plakat „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ vom Tisch gefegt. Die Losung landete im Dreck, eine Frau mit Fahrrad bremste. Die Folge war ein langes Gespräch, in dessen Verlauf sich der Himmel langsam aufklarte. „Sie hat geweint. Und ich habe sie umgeärmt“, sagt Olga später. Die beiden Frauen standen noch sehr lange.
Ich hatte den letzten von Olgas wunderschönen Sträußen in der Hand, Weidenkätzchen mit Papierblüten. Ein rüstiger Rentner stapfte heran. Ich nahm einen Apfel in die eine Hand, den Strauß in die andere. „Wollen Sie“, frage ich zaghaft, „etwas für die Gesundheit oder das Herz?“ Sein Blick blieb am Strauß hängen. So wechselten die letzten Weidenkätzchen ihren Besitzer.
„Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Danke, Jesus Christus, für diesen einen Satz. Heute war das unser Satz. Und die Botschaft an der Straße.
Fotos: Olga Kisselmann, Andreas Schrock. Text: Andreas Schrock