Reinhard Kopp kam als Prediger mit seiner Frau Marianne in den 1980-er Jahren nach Sachsen. Acht Jahre leitete er die Adventgemeinde Dresden-Neustadt. In Zeiten der Corona-Krise, wie wir sie jetzt erleben, erinnert er sich an seine Zeit in der Stadt Dresden.
Wann warst du Prediger in der Adventgemeinde Dresden-Neustadt und woher bist du gekommen?
Im Jahr 1986 sind wir aus Gera gekommen. Damals waren wir noch zu fünft. Unser Torben ist dann in Dresden geboren worden. Im Jahr 1994 wurden wir dann in den Bezirk Ulm nach Baden-Württemberg versetzt.
Wie war die Situation, als du deinen Dienst in Dresden begonnen hast?
Wir kamen in einer Krisensituation in der Gemeinde Dresden-Neustadt an. Mein Vorgänger hatte seinen Dienst quittiert, wohnte aber noch in der Wohnung neben dem Gemeindesaal in der Robert-Blum-Straße. In der Gemeinde begegnete mir Skepsis bis hin zu Misstrauen. Mit den Jahren konnte ich beides abbauen. So war es ein schwieriger Anfang.
Die Gemeinde hatte viele Kinder, junge Leute und junge Familien. So konnten wir lebendige Gottesdienste, Erntedankfeiern und Adventfeiern auf die Beine stellen. Im Jahr 1990 starteten wir mit der Pfadfinderarbeit in Dresden-Neustadt. Das Adventhaus kam dann mit Mitarbeitern und Pfadfindern dazu. Das war eine tolle, lohnende Arbeit.
Was waren herausragende Höhepunkte in deiner Predigertätigkeit?
Im Jahr 1990 kam Brad Thorp (Anmerkung: Gründer von Hope Channel Inc, dem internationalen TV-Netzwerk der Adventisten) mit seinem Evangelisationsinstitut für ein viertel Jahr in die Dresdner Begegnungsstätte „Sonnenhof“. Er führte Predigerschulungen und Evangelisationen in der Stadt durch. Davon konnte auch die Gemeinde Dresden-Neustadt profitieren. Einige Seminare konnten wir im Vorfeld der Evangelisation in der Ortsgemeinde haben.
Im Februar 1989 hatten wir eine Jugendevangelisation in der Annenkirche in Dresden mit Theo Lehmann (Anmerkung: evangelisch-lutherischer Pfarrer und Evangelist aus Dresden). Seelsorgehelfer wurden gebraucht. Etwa sechs Leute aus der Neustädter Gemeinde ließen sich vom evangelischen Team ausbilden und halfen dann mit. Wir Neustädter waren dann die Adventisten im Team.
Wie hast du das Gemeindeleben erlebt?
Gemeindeausflüge hatten wir wohl jedes Jahr gemacht. Wir hatten mit der Adventgemeinde Radebeul immer einen „Sonnenhof-Tag“. Mit der Adventgemeinde Löbtau und dem Adventhaus gab es immer wieder Stadtgottesdienste, zum Beispiel in Strehlen. – Wir waren ein gutes Kollegenteam: Klaus Heilmann, Wilfried Beier und der Jugendprediger. So haben wir uns gegenseitig unterstützt und geholfen. Daran denke ich noch gern zurück.
Wie hat „die Wende“ 1989/1990 das Gemeindeleben verändert?
Wir haben nach der Wende auch eine Heiligabendmusik angeboten, mit Andacht, Flötengruppe, Kinderauftritt, Chor… Wir nahmen Kontakt zu Flüchtlingen in ihrer Unterkunft in Meißen auf. Daraus entwickelten sich auch persönliche Kontakte zu Neustädter Familien. So wurden wir auch bei der Ausländerbeauftragten der evangelischen Kirche bekannt. Zum „Tag des ausländischen Mitbürgers“ war die Kirche dankbar für unsere Aktivitäten, die wir dann in der Stadt präsentieren konnten. Da bekamen wir große Unterstützung durch Uwe Weilands „Teestube“.
Was können wir heute aus deiner „Dresdner Zeit“ von 1986 bis 1994 lernen?
Wir hatten gute Kontakte zu anderen Kirchen der Stadt. Jung und Alt waren fast familiär miteinander verbunden. Wir standen für Offenheit und Wertschätzung. Wir haben einen respektvollen Umgang miteinander gepflegt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Eindrücke von einem Einsatz bei der „Bunten Republik Neustadt“ im Sommer 1993:
Redaktion/Fragen: Andreas Schrock, Fotos: Reinhard Kopp, Gunda Schrock