Menschen wie du und ich

Vor dem Dresdner Adventhaus fand am Sabbat, 6. Dezember 2020 der letzte Gottesdienst vor dem harten Lockdown statt: Gottesdienst vor der Tür. Während sich die Gemeinde um die Laptops versammelte, standen Olga und Andreas bei winterlichen Temperaturen an der Straße.

Ich war überrascht. Noch bevor Olga und ich die Stände aufgebaut hatten, kamen wir mit den Leuten ins Gespräch. Wir erzählten von Jesus Christus und unserem Glauben. Wir hörten zu. Und wir trafen auf Dresdner, die mitten im Leben stehen. Einige Eindrücke:

Der Wählerische

Olga ist im Gespräch mit einem Radfahrer, der hier seine Runden dreht. Beide sprechen russisch miteinander. Lange. Der Radfahrer zeigt sich nicht so sehr am Glauben interessiert. Aber wenn das Adventhaus wieder ein Konzert gibt, möchte er gerne kommen. Der Radfahrer liebt Konzerte.

Der Neugierige

Ein Junge kommt vorbei. Schaut neugierig nach dem Tisch. Die junge Mutti hinter ihm lächelt und lässt ihn gewähren. Olga gibt gern, am liebsten ihre biblischen Nüsse. Die haben einen besonderen Inhalt. Der Junge zieht glücklich weiter, Mama im Schlepptau.

Der Gottsucher

Ein Mann spricht mich an, Maske unter der Nase. Er kennt alle Kirchgemeinden der Umgebung. Er erzählt aus seinem Leben. Ich frage ihn: „Was suchen Sie?“  „Einen Frieden.“ „Was halten Sie davon, wenn wir zusammen beten?“ „Nein“,  sagt er bewegt, „heute nicht“. Na schön. Ich bete trotzdem für dich, Bruder.

Der Großzügige 

Noch während wir sprechen, tritt ein Mittdreißiger an den Stand. Er trägt Wollmütze und Schal, zieht sich nun noch die Maske über Mund und Nase. Er guckt die Spendenbox an, dann mich. Ich nicke. Er steckt einen Schein rein, dreht sich um und geht. Er will den hinterher gerufenen Dank gar nicht hören.

Die Eilige

Ganz zum Schluss, als wir die Stände längt abgebaut haben, kommt die Postfrau auf ihrem gelben Fahrrad. Sie ruft herüber, wie schön der Gabenschrank aussehe, der in der Hofeinfahrt des Adventhauses steht. Sie greift in den Schrank und schwingt sich wieder auf ihr gelbes Rad.

Irgendwie haben wir es ja alle eilig, denke ich. Aber es ist gut, wenn wir mal stehen bleiben. Und uns fragen: Woran glaubst du? Was macht das Leben in dieser Zeit liebenswert?

Fotos: Olga Kisselmann/Text: Andreas Schrock

Verlag am Birnbach - Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

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