Frühling im Paradies

Liebe Freunde, liebe Geschwister,

das neue Jahr 2022 ist gestartet und ich persönlich freue mich schon auf den Frühling. Die Tage werden wieder länger und die Hoffnung auf schöne Veränderungen steigt. In den vergangenen Wochen schaute ich immer wieder in Gedanken auf die Geschichte im ersten Buch Mose Kapitel 2, in dem der Garten Eden in all seiner Vielfalt und Schönheit beschrieben wird. Und dann steht plötzlich da, nachdem der Auftrag zum Bebauen und bewahren formuliert wurde:

Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.

Und dann wird scheinbar zusammenhanglos weiter berichtet, wie Gott sich um eine Partnerin für Adam kümmerte. Damit gar nicht erst bei den Frauen die Hoffnung aufkommt, dass Eva ja von der Bedeutung des Baumes nicht Bescheid wusste, als sie die Frucht aß, sie wurde ja erst danach erschaffen. Im Gespräch mit der Schlange erklärte sie genau den Zusammenhang und die Schlange konnte in ihrer Antwort daran anknüpfen. Als Kind dachte ich immer, wie blöd waren doch Adam und Eva. Sie hatten alles zur Verfügung und im Überfluss. Und nur der Wunsch, die Frucht dieses einen Baumes zu kosten, hat die ganze Menschheit ins Elend gestürzt. Wie kann man nur so dumm sein. Mir wäre das nicht passiert. Mittlerweile sehe ich es anders. Ich beobachte, das wir oft (ich möchte fast „täglich“ sagen) in die Falle tappen, alles erklären, alles beantworten, alles verstehen zu wollen.

Warum hat Gott wohl den Baum in diesen perfekten Garten gesetzt? Ich denke, er wollte uns klar machen, dass es Bereiche gibt, die wir einfach stehen lassen sollen, wo es nicht immer eine Antwort gibt auf die Fragen unseres Lebens. Es gibt einen Bereich, der nur Gott zusteht. Und da setzt die Schlange an. Ist doch eine kluge Formulierung, dass der Mensch wissen soll, was gut und böse ist, oder? In meinen Augen komplett nachvollziehbar. „Die Augen werden dir aufgetan. Und das will Gott dir vorenthalten“. Du wirst endlich die Geheimnisse hinter den Kulissen erkennen. Was für ein reizvoller Gedanke.Das Ergebnis war, dass die Augen aufgetan wurden. Weit aufgerissen waren sie. Sie erkannten beide, dass sie nackt waren, dass sie mit den Erkenntnissen nichts anfangen konnten, dass es sie total überforderte. Davor wollte sie Gott bewahren. Sobald ich mir als Mensch einbilde, mich an die Stelle Gottes zu setzen, alles in der Welt erklären und deuten zu wollen, alle theologischen und alle Lebensfragen zu beantworten, die Bibel und Gottes Handeln vollständig zu verstehen – in diesem Moment werde ich aus dem Paradies geworfen und muss erkennen, dass ich im Umgang mit diesem Wissen zu Grunde gehen werde.

Lebe ich aber in der Erkenntnis, dass ich begrenzt bin, dass offene Fragen existieren und ich sie stehen lassen muss, dass nur die tägliche Begegnung mit dem lebendigen Vater mich bereichert und vollständig macht – dann kann ich auch nackt (oder naiv) durch die Welt laufen und es macht mir nichts aus. Ich bin in seinen Armen geschützt und geborgen. Ich wünsche mir und dir in den kommenden Tagen und Wochen diese demütige Erkenntnis und damit die Voraussetzung für ein Rechnen mit dem Wirken Gottes, wo meine Grenzen beginnen und dadurch eine ehrliche Begegnung zwischen Menschen und Glaubensgeschwistern ermöglicht werden kann.

Ich freue mich schon auf den Frühling im Paradies, welches uns Gott schon 2022 bereit hält, denn das Reich Gottes ist mitten unter uns.

Euer Gerald Hoffmann

Verlag am Birnbach - Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

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